Dienstag, 23. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (7)

BluesanneMinis

Meist habe ich auf Grund meiner anhaltenden knappen monetären Lage kaum bis gar kein Geld für Leinwände oder Farben. Bekanntlich macht Not oft erfinderisch. Deshalb male ich oft auf Karton, die ich mir aus dem Supermarkt hole. Ebenso benutze ich Holzplatten, die manchmal beim Müll stehen.
Die folgenden Bilder sind auf Wellpappe gemalt (sie liegt meist zwischen Lebensmitteln):

Impressio
LivingLife

KissingWay
GoodLuckStreet

Eines Tages entdeckte ich in einem Geschäft diese entzückenden Keilrahmen mit Holzstaffel. Die Leinwände sind lediglich 7 x 7 cm groß. Einige messen 8 x 6 cm oder 9 x 7 cm. Wunderbar! Das Weiß der Minis lässt sich wunderbar in bunte Gemälde verwandeln. Auch wenn sie nicht so großformatig daherkommen, verlieren sie nichts von dem Zauber eines handgemalten Kunstwerkes. Sie bestechen durch ihre Einzigartigkeit. Mittlerweile habe ich mehr als hundert Stück bemalt. Viele von den Bluesanne-Minis haben schon ein neues zu Hause gefunden.
Die Kleinen Feinen liebevoll gestalteten Werke von Bluesanne!
Ein besonderes Geschenk für Dich oder Deine Lieben.
Einzeln oder mehrere Bluesanne-Minis in Kombination zaubern Farbe in Euer Leben.
Jedes ein Unikat ein Original, eine Bluesanne im handlichen Format! Minibild inklusive Holzstaffel!
Ganz besonders freue ich mich, wenn Ihr mich einfach Mal in meiner Kreativbaustelle besucht.
So könnt Ihr Euch persönlich ein Gemälde aussuchen :
(verfasst am 15.02.2015©Bluesanne)

Montag, 22. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (6)

Hieronapsen


Als Kleinkind lernen wir trinken, essen, sprechen und gehen. Diese funktionalen Tätigkeiten werden uns meist durch unsere Eltern beigebracht. Wir üben und beobachten die großwüchsigen Menschen dabei, wie sie es tun. Besonders das Laufen finden wir spannend, weil wir dadurch eine bessere Sicht auf die Dinge in unserer Umgebung haben. Vor allem gelangen wir durch die vertikale Körperhaltung an viele Sachen, die wir gerne untersuchen möchten. Die Neugierde ist unser größter Antrieb. Alles stecken wir  in den Mund, riechen daran und oft werfen wir die ergatterten Gegenstände durch die Gegend. Es ist spannend die dabei entstehenden Geräusche zu hören und zu beobachten, was mit dem Wurfgeschoss geschieht. Wir erkennen von Mal zu Mal, dass nicht alles zum Spielen gedacht ist. Spätestens dann, wenn uns die Erwachsenen darauf aufmerksam machen. Dabei macht doch Burgenbauen mit dem Erdäpfelpüree oder sich mit dem Spinat bemalen so großen Spaß.
Eines Tages bekommen wir Malfarben, Pinsel und ein Blatt Papier. Hier dürfen wir voll und ganz unsere Phantasie austoben. Meist benötigen wir dazu nicht einmal den Pinsel, sondern benutzen viel lieber unsere Hände dafür. Es macht also gar nichts, wenn wir uns mit der Farbe bekleckern. Die kunstvoll gestalteten Werke werden bewundert. Sie werden stolz von den Erwachsenen an die Wand gehängt.
Soviel wie wir in den ersten Lebensjahren lernen, lernen wir nie wieder.
Die Basisinformation der Kindheit bleibt uns bis ans Lebensende erhalten.
Aber leider gibt es da eine Krankheit, die uns im Alter ereilen kann.
Demenz.
Oft habe ich mir schon überlegt:
körperlich eingeschränkt zu sein oder 
ein geistiges Handicap zu haben.
Selbstverständlich wünsche ich mir, von Beiden so wenig wie möglich betroffen zu sein. Aber eigentlich würde ich es wahrscheinlich besonders schrecklich empfinden, wenn mich mein aktives Gedächtnis immer mehr im Stich lässt. Phasenweise habe ich das schon bei meinen psychischen Erkrankungen erlebt. Wenn mir z.B. Wörter nicht mehr einfallen oder wenn der Kopf überhaupt völlig leer ist. Sprachlos sitzt man da und hat plötzlich den Eindruck sich nicht mehr mitteilen zu können. Dies bringt zwangsläufig massive Probleme im Alltag mit sich. Die Verständigung mit den Mitmenschen wird schwierig. Umso länger diese Phasen dauern, desto stiller wird es um mich. Ich merke wie ich die einfachste Konversation verlerne. Folgeerscheinung: Reduktion der sozialen Kontakte und Einsamkeit.
Seltsam wie die Sprache im Laufe des Lebens als vorrangiges Kommunikationsmittel in den Vordergrund gerückt ist.
Doch wie nimmt man mit dem Umfeld Kontakt auf, wenn einem das Gehirn die Worte für das Reden nicht mehr liefert? Wenn immer mehr dieser Buchstabengebilde verloren gehen oder wir sie nicht mehr in unseren gigantischen grauen Speicher  finden? Was bleibt, wenn das Gedächtnis nicht mehr funktioniert?
Ich habe in diesen spannenden Bereich keine Ausbildung, bin kein Arzt oder Neurologe.
Aber ich denke, uns bleibt das was uns von Geburt aus mitgegeben wurde, jedoch auch die Dinge, die wir ohne sprachliche Kenntnisse erlernt haben.
All die sinnlichen Erlebnisse : Das Fühlen - Das Riechen - Das Hören - Das Sehen - Das Schmecken!
Aus diesem Grunde glaube ich, dass kreative Aktionen besonders im Alter eine wesentliche Bereicherung sein können. Nicht nur für die Ausführenden sondern auch für die Mitmenschen. Eine andere Art der Verständigung könnte dadurch ermöglicht werden. Inwieweit man als stark demenzkranker Mensch dazu noch in der Lage ist, weiß ich nicht. Dennoch finde ich es erstrebenswert in diesem Bereich verstärkt die langsam vergessenden Menschen mithilfe von Kunst zu beleben.
Ich bin mir ziemlich sicher, die kreative Phantasie steckt selbst dann noch in uns, auch wenn wir keine Worte mehr dafür finden.
Hier ein schönes Beispiel zu diesem Thema:
Wie gesagt, ich wünsche mir selbstverständlich mein Gedächtnis bis zum letzten Tag in meinem Leben benutzen zu dürfen. Wenn dem nicht so sein soll, gebt mir einen Pinsel und Farben in die Hand. Geübt habe ich ja ausreichend, ohne viel nachzudenken.
In der Jugend lernen wir, im Alter verstehen wir. (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin)
(verfasst am 31.01.2015©Bluesanne)

Sonntag, 21. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (5)

Life on Mars

Der Beginn einer Malerei passiert oft spontan und ohne viel Nachzudenken. Ich male einfach drauf los. Als würde meine Hand schon wissen, wo sie mit den Pinsel den nächsten Farbtupfer hinsetzen soll. Umso dicht bemalter die Leinwand wird, desto spannender wird es. Punkt für Punkt, Strich für Strich geht es dem Ende zu. Doch manches Mal gibt es nicht sofort einen Schlusspunkt für ein Bild. Es muss warten, bis der finale Prozess mit meiner Signatur einen Abschluss findet.
Vorsichtig setze ich den Pinsel an. Ich will nicht auf den letzten Zentimetern das Gemälde verpatzen. Das Bild stand schon monatelang neben dem Fernseher, so war es immer in meinem Blickfeld. Da und dort könnte ich es heller, dunkler, bunter oder überhaupt ganz anders gestalten. Doch heute war es im Kopf fertiggestellt, deshalb waren nun auch alle Farben und Pinsel zur Hand. Dicke borstige Gesellen ebenso, wie die schlanken mit schütterer Haarpracht. Das Gemälde liegt auf meinem Schoß, wie immer. Ich brauche eine körperliche Verbindung zu der Leinwand. Aber vor allem engen Hautkontakt mit der Farbe. Die muss ich spüren, egal ob auf den Fingern, den Armen, im Gesicht und ab und an sogar auf meinen Beinen. Eigentlich sollte ich nackt malen! Das muss sich doch herrlich anfühlen. Einen Versuch wäre es wert.
Ich öffne die Flasche mit der roten Farbe. Einige Tropfen quellen über den Rand. Beinahe habe ich das Rot von meinen Fingern abgeleckt. Es sieht schon verdammt nach Erdbeermarmelade aus. Da oben links in der Ecke macht sich das Rot sicherlich gut. Liebevoll male ich das signalisierende Detail auf die Leinwand. Ein hübscher sinnlicher Mund lächelt mich an. Gut das die Farbe so schnell trocknet. Kurz stelle ich das Bild zur Seite und betrachte es noch einmal ein wenig kritisch. Irgendwas fehlt da noch.
Plötzlich springt mein Kater, wie aus dem Nichts auf mein Sofa, knapp an der Leinwand vorbei. Er versucht die Tuben auf den Boden zu werfen. Immer wieder fischt er geschickt mit seinen Pfoten nach den Farbbehältern. Das gefällt mir überhaupt nicht und ich stupse den Felltiger von der Couch. Der rennt empört mit Stolz erhobenen Schwanz aus dem Zimmer. Beleidigt verdrückt er sich durch die Türe ins Vorzimmer und touchiert demonstrativ mit seiner Futterschüssel. Ein unüberhörbarer Hinweis, dass es Zeit für Nahrungsnachschub sei. Auch für mich ein guter Zeitpunkt, eine kleine Jause einzulegen.
Ich gehe in die Küche und bereite mir einen Kaffee zu. Während ich die Tasse aus dem Küchenschrank nehme, höre ich das von unten kommende fordernde Miauen des Katers. Sein Kumpel, der schwarzweiße umkreist meine Beine. „Fressen, dauernd nur fressen!“, sage ich neckisch zu meinen tierischen Wohngefährten. Der Kaffee dampft durch die Maschine. Ein paar Süßigkeiten dazu auf einen kleinen Teller nett drapiert. Nun noch die Katern mit Futter versorgen. Gierig lecken sie schmatzend die Schüsseln in wenigen Minuten aus. Ich trete mit Kaffee und süßer Beilage bewaffnet den Rückzug ins Wohnzimmer an, werfe wieder kurz einen Blick auf das fast fertige Gemälde. Das sieht wirklich nicht schlecht aus, denke ich. Doch bevor es weitergeht, noch einen Schluck Kaffee aus der kleinen Tasse.
Welche Farbe fehlt? Nein es ist keine Farbe. Es ist ein kleines Detail. Zu sehen gibt es jede Menge. Auch wenn das Bild lediglich 40 x 40 cm groß ist. Jeder cm² erzählt seine eigene Geschichte. Bunte Wesen mit großen Augen und langen Wimpern fliegen quer über die Leinwand. Sie sind nackt. Besonders auffallende Frisuren thronen auf ihren Köpfen. Die Blicke dieser Wesen konzentrieren sich auf etwas in der Ferne.
Die Zukunft im Blick. Eine Ansicht die Wohlbehagen vermittelt. Die Figuren in ihrer einzigartigen Form und Farbe existieren friedlich nebeneinander. Der enge Lebensraum bereitet ihnen keine Angst. Im Gegenteil diese Nähe wärmt sie. Sie sind eingehüllt von dem gelben Schein der Sommersonne. Pflanzen, Tiere und andere Lebewesen sind dort angekommen wo sie miteinander sein können. Der große Blonde Frauenkopf sendet gemeinsam mit den vielen grüntürkisenen Helfern die Energie in den Lebensraum. Der Baum der Herzen spendet die Kraft der Liebe.
Es fehlt wohl einfach noch ein Kontrast zu dieser vermeintlich friedlichen Idylle. Etwas worauf der Mensch nicht gerne verzichten möchte. Ich denke, ja der Verstand, das Denken, das Grübeln, Gedanken wälzen, Hirntschechereien, Überlegungen, Hirngespinste, Ideen, Phantasien das allesumfassende Gedankengut der Menschheit.
Detailansicht: Life on Mars
Ein Vogel mit schrägem Blick verwaltet hier nun das, was uns auf der Erde zum Menschen gemacht hat. Hier auf diesem bunten Gemälde der Zukunft auf einem anderen Stern. Wie der gefiederte, etwas geknickte Freund wohl mit diesem Schatz umgehen wird?
(verfasst am 17.1.2015©Bluesanne)

Samstag, 20. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (4)


Seit 2008 bietet Basis Kultur Wien jährlich AmateurkünstlerInnen die Möglichkeit ihre Werke zu präsentieren und auch zu verkaufen. Die Amateurkunstmesse im Wiener Rathaus dauert zwei Tage und findet jährlich statt.
2012 hatte ich mich das erste Mal für diese Messe beworben. Besser gesagt meine Bilder haben das getan:
Sehr geehrte Frau …,
im Namen unserer Produzentin, Bluesanne bewerben wir uns für die 4. Wiener Amateurkunstmesse! UNSER MOTTO: EXHIBITIONISMUS! JA, WIR OUTEN UNS! WIR ZEIGEN UNS GERNE. BESONDERS VOR PUBLIKUM. STEHEN UND HÄNGEN GERNE IM LICHT. PRÄSENTIEREN UNS IMMER VON DER FARBIGSTEN UND AUSDRUCKSVOLLSTEN SEITE. VIELFÄLTIG UND FACETTENREICH WIE WIR SIND, KONVENIEREN WIR UNS AN JEGLICHE UMGEBUNG IM PASSENDEN RAHMEN HERVORRAGEND AN. NUNDENN...WIR WOLLEN UNS BEI IHNEN ZEIGEN, WIR DIE WERKE VON BLUESANNE UNSERER PRODUZENTIN. IMMER EIN UNIKAT! IMMER EIN ORIGINAL! IMMER BLUESANNE! Mehr als 200 Werke warten auf den besonderen Moment. Als autodidaktische kreative Floridsdorferin würde ich mich riesig freuen, im Wiener Rathaus dabei zu sein.
Mit freundlichen Grüßen
Als Anlage sandte ich selbstverständlich 5 Beispielbilder meiner Malerei mit. Dann hieß es warten. Ich war jedoch sehr zuversichtlich und hatte mir den Termin bereits in meinen Kalender eingetragen. Täglich sah ich sehnsüchtig in mein Mailkastl. Endlich Antwort! Vorsichtig klickte ich auf die heißersehnte Post. JA! Herrlich, meine Bilder im Wiener Rathaus, gemeinsam mit vielen anderen Künstlern. Wunderbar.
Da ich ja jede Menge Bilder in meinem Repertoire habe, galt es nun eine Auswahl zu treffen. Jede(r) KünstlerIn hat einen ganzen Tisch /ca. 120 cm lang und 70 cm tief, 1/2 Stellwand zum Hängen / ca. 140 cm breit/ 180 cm hoch, und 2 Sessel zur Verfügung. Der Platz war also begrenzt. Die Kunstwerke sollten auch den Preis von € 300,-- pro Stück nicht überschreiten. Somit war klar, dass ich die ganz großen Gemälde nicht mitnehme. Auf alle Fälle mussten meine BluesanneMinis mit. Für die weitere Auswahl, holte ich mir Rat von meiner Allerliebsten. Sie begleitete mich auch die Tage bei der Messe. Der Standplatz sollte den ganzen Tag über besetzt sein, somit konnten wir uns abwechseln.
Am Abend, bevor die Amateurkunstmesse für das Publikum geöffnet wird, gibt es einen Empfang für geladene Gäste. Ein wenig Musik, Buffet und Ansprachen diverser Politiker. Doch ich war an diesem Abend mehr mit der Vorbereitung und Gestaltung meines Messestandes beschäftigt. Es war wirklich sehr eng, und viele Bilder musste ich unter meinem Tisch verstauen. Zufrieden mit den Vorbereitungen und der festlichen Eröffnung gingen wir ein paar Stunden schlafen, bevor es so wirklich losging.
Das Wetter war herrlich. Die Stimmung war gut. Die MitkünstlerInnen hatten ebenfalls viele spannende und interessante Kunstwerke aufgestellt. Wir schlenderten durch die bunte Menge. Dann konnten wir nur noch warten, bis die ersten Besucher kamen. Und es kamen sehr viele. Ich war überrascht. Das Interesse war wirklich groß. Als Verkäuferin bin ich nicht besonders gut geeignet, deshalb war ich froh, dass meine Freundin mit war. Ich plauderte lieber mit den Kunstinteressierten über meine Bilder. Nicht nur jede Menge Bilder hatte ich mitgebracht, auch die unterschiedlichen Kataloge und natürlich auch Visitenkarten.
Einen Besucher habe ich noch besonders in Erinnerung. Er schnappte sich einen meiner „Bilderbücher“ und saß den gesamten Nachmittag an einem Tisch und blätterte sehr interessiert darin herum. Sein Resümee war kurz aber prägnant:“Sie haben keinen Stil, ich meine ich finde nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten in ihren Bildern.“ Gekauft hat er nichts. Doch diesen Satz verwende ich oft als Überbegriff der Werke – stillose Kunst! Irgendwie passend, finde ich. Nicht Fisch und nicht Fleisch. Eben vielfältig, abwechslungsreich, gemischt mannigfaltig und bunt.
Die zweimal 8 Stunden Tage vergingen wie im Flug. Mein Verkaufsschlager waren die BluesanneMinis. Vorwiegend Kinder mögen diese kleinen Bildchen mit der Holzstaffel.
In der Quintessenz war es für mich eine sehr aufregendes Erlebnis in einen derartig wunderschönen Rahmen im Wiener Rathaus meine Bilder zeigen zu können. Ein wenig stolz war ich schon. Keineswegs enttäuscht, nicht allzu viel verkauft zu haben. Es war eine Art Auskundschaften, wie fremde Menschen auf meine Bilder reagieren und ob es überhaupt Interesse gibt.
Heuer werde mich erneut bewerben. Ja und vielleicht darf ich meine vielen neuen Gemälde dem interessierten Publikum präsentieren.

Bilder - - - - >  4.Amateurkunstmesse 2012
(verfasst am 09.01.2015©Bluesanne)

Freitag, 19. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (3)

Selbstportrait

In der Zeit von 21.06. – 03.08.2012 war ich im wunderschönen Gars/Kamp zur Reha.
Nach meinem totalen Zusammenbruch von Körper und Seele war das dringend erforderlich.
Die Anreise war für mich schon eine enorme Herausforderung. Ich hatte meinen „Zwingo“ vollgepackt bis zum Anschlag. Obwohl ich mir über www einen Routenplan ausgedruckt hatte, habe ich mich kurz vorm Ziel ziemlich arg verfahren. Die Fahrt dauerte doppelt so lange, als geplant. Daher kam ich natürlich viel zu spät an und war dementsprechend erschöpft. Gleich beim Empfang wurde ich schon zum ersten Termin geschickt. Am liebsten wäre ich wieder in mein Auto gestiegen und Heim gefahren.
Gut, dass ich es nicht getan habe. Diese Zeit dort war sehr wichtig, aufschlussreich, wertvoll und lehrreich für mich. Abgesehen von unterschiedlichen Therapien bei Psychologen (einzeln und in der Gruppe), gab es viele Möglichkeiten sich kreativ zu betätigen. Im Gepäck hatte ich einen prall angefüllten Einkaufswagen mit (fast) all meinen persönlichen Malutensilien. Pinsel, Farben, Leinwände, Stifte, Papier uvm.
Mit diesem Wägelchen fuhr ich bei der ersten Maltherapiestunde vor. Neugierig skeptische Blicke von allen Seiten. Ich setzte mich auf einen Hocker zu den anderen TeilnehmerInnen und wartete was passiert. Der Therapeut stellte sich kurz vor und wir taten dies ebenfalls. Rundherum dutzende Temperaflaschen, Pinsel, Ölkreide, Stifte, Leinwände, Papier, Spachteln und Farben Farben Farben …ein Paradies. Der Raum war angenehm hell durch die großen Fenster in den Hof. Und die Leute schienen auch ganz angenehm zu sein. Ein wenig verlor ich meine Anspannung, war aber dennoch äußerst skeptisch. Zu meiner Überraschung gab es keinerlei Vorgabe oder Anweisungen. Wir sollten einfach drauf los malen. Herrlich!
Doch das Allerschönste war, ich durfte meine„Minis“bemalen. Gut, dass ich sie mitgenommen hatte.
Diese Malstunden haben mir definitiv das Leben gerettet. Hier spürte ich das erste Mal, wie sehr mich die Farben und das Spielen damit fesselt.  Der Geruch, das Fühlen der Farben, die Bewegung mit Fingern, Händen oft mit dem ganzen Körper. Der gesamte Prozess ist wahrlich ein sinnlich befreiendes Gefühl. Und ich muss dabei nicht sprechen.
Ich kann meine Gedanken auf die Leinwand zaubern. Die Wärme die ich dabei fühlte war für mich der einzige Grund, warum ich mich (noch) nicht vom Leben verabschiedet habe. Es hat mir gezeigt, dass ich noch eine Chance habe etwas zu spüren. Denn das Gefühl, innerlich tot zu sein ist grausam. Ich rannte wie ein Zombie durch die Gegend. Eiskalt, leer, ohne jegliche Empfindung, Alles und Alle waren mir gleichgültig geworden. Mich selbst gab es nicht.
Ich male ja schon seit etwa 1997 regelmäßig und bin sehr produktiv. Doch bis dahin war mir nicht wirklich bewusst wie kostbar der bunt kreative Wahnsinn für mich ist. Ich bin froh und sehr dankbar dafür, dass ich diese Obsession in mir entdeckt habe. Das Malen ist für mich eine Art der Kommunikation geworden.
Das ist gut so, weil das Reden mit Neuen Menschen mir nach wie vor sehr schwerfällt.
Danke liebe Farben! Danke an die Kreativität! Danke an die, die meine Bilder mögen oder gar lieben!
(verfasst am 22.12.2014©Bluesanne)