Freitag, 30. November 2018

BuchstabenNutte

Letter Naked

Unlängst lag eine Postkarte in meinem Briefkasten. Zuerst dachte ich, es sei eine Werbesendung. Doch dann erkannte ich die Handschrift. Auf der Vorderseite türkisfarbenes Meer und weißer Sandstrand.
Beneidenswert, dachte ich. Nun, was schreibt die in der Ferne weilende Absenderin:

Servus Bluesanne, hier ist es wunderbar heiß, wie Du Dir denken kannst. Ich genieße die Zeit und spaziere täglich am traumhaften Strand entlang. Das Meer ist noch türkisener, als Du Dir das je vorgestellt hast. Am Abend schlürfe ich meist einen fruchtigen Cocktail oder tanze in der Strandbar. Jeden zweiten oder dritten Tag funktioniert hier auch das Internet und ich verfolge interessiert Deine Geschichten. Seltsam all das hier am anderen Ende der Welt zu lesen. Ich frage mich, warum Du das tust? Nundenn…sonnige Grüße Deine Susanne

Ich vergönne Susanne, diese wunderbare Zeit. Herrlich die Vorstellung in der Strandbar. Doch diese Frage zum Schluss, wieso will sie das schon wieder wissen? Sie war schon immer die Zweiflerin, skeptisch und scheu. Ich hoffe, die Sonne und das Meer vertreiben ihr ein wenig die trüben Gedanken. Diese ewige Grübelei war schon nervig. Aber gut, sie hat ein Anrecht auf eine ehrliche Antwort.

Liebste Susanne, fein, dass Du ein wenig Abstand gewinnen kannst, von all den Grauen hier in dieser verkorksten Welt. Du möchtest wissen, warum ich unsere Geheimnisse in die Welt hinausschreibe.
Nun, die Gespräche mit Dir sind und waren mir immer wichtig. Doch irgendwann drehte sich alles im Kreis. Von einem Labyrinth in das nächste sind wir geraten. Du warst einfach immer zu feige um einen neuen Weg zu beschreiten. Für Dich war Sicherheit im Leben das Wichtigste. Und, was hat es Dir gebracht? Du bist gefallen, von einem Fettnäpfchen ins nächste bist Du gestiegen. Oft sogar freiwillig. Wenige, ganz ehrliche Menschen an Deiner Seite haben dich gewarnt. Aber Du wolltest es nicht wahrhaben.
Aber genug der Vorwürfe, ich weiß,  es ist nicht einfach sein Leben total um zu krempeln. Völlig auf Dich alleine gestellt.
Ich habe alle Deine kleinen Bücher gelesen, vieles ist mir heute noch ein Rätsel. Doch eines wurde mir klar, diese Zeilen sollten viele Menschen kennen lernen. Was kann schon passieren? Sicherlich hätte ich Dich vorher fragen können, aber ich bin mir sicher, Du hättest wieder einen Rückzieher gemacht. Deshalb habe ich Dich auf die Reise geschickt. So, nun ist es raus. Ich habe Dich ein wenig beschwindelt. Verzeih!
Für mich, als kreativer Part unserer lebenslangen Symbiose gibt es kaum bis keine Grenzen. Zumindest nicht, was die Phantasie betrifft. Jedoch übertrifft das wahre Leben bei weiten oft die menschliche Vorstellungskraft. Immer wenn Du dachtest, es betrifft nur Dich, haben etliche Menschen auf der Welt dasselbe wie Du erlebt. Jedes Mal, wenn Du Dir Fragen gestellt hast, haben sich ebenso viele andere Menschen, dieselben Fragen gestellt. Bei jeden Deiner Tiefschläge fülltest Du Dich alleine und im Stich gelassen. So wie abertausende Menschen auch. Was liegt da näher, diese Gedanken mit anderen zu teilen. Du hast es zwar immer wieder versucht, doch es gab selten die Möglichkeit über Alles zu sprechen. Die ganze Wahrheit, alle Deine Erinnerungen, Deine Ängste, Deine Zweifel und Deine aber Millionen Fragen. Da reichen zweimal 50 Minuten Gespräche mit der Therapeutin im Monat nicht aus. Außerdem sollst Du ja dort nicht über das Leben resümieren, sondern Dich wieder stabilisieren. Natürlich gehört Deine Vita dazu, doch auf eine andere Art und Weise.
Das Leben findet nicht nur in Deinen eigenen vier Wänden statt. Ich weiß, die Welt da Draußen macht Dir Angst. Selbst das geschriebene Wort anderer verstört Dich schon und Du trittst wieder den Rückzug an. Keine Angst, Susanne, es sind nur Worte. Dutzende dieser Buchstabengebilde, die Du schon selbst errichtet hast. Auch wenn wir dieselbe Sprache sprechen, heißt das noch lange nicht, dass wir einander verstehen und schon gar nicht begreifen. Selbst Du und ich haben unsere Differenzen.
Es gibt einfach keinen Grund mehr, sich unter dem Mantel der Verschwiegenheit zu verkriechen. Du weißt, ich, die Bluesanne ist eine Seelenexhibitionistin. Also ich möchte aus meinem Herzen keine Mördergrube machen. Schon gar nicht, weil wir nie wissen, wann Schluss ist. Möchtest Du wirklich 52 Jahre mit ins Grab nehmen?
Darum erzähle ich einfach diese Gedanken da draußen in der Welt. Gleich ob sie Zustimmung oder Ablehnung finden. Sie werden gelesen. Egal, ob es Reaktionen gibt, oder nicht. Die Buchstaben, Worte, Zeilen, Geschichten und vor allem Deine Gedanken werden in anderen fremden Köpfen landen. Ganz viele werden sie bald wieder vergessen. Ganz viele werden sie wahrscheinlich nicht einmal verstehen. Und noch mehr, werden sie vielleicht einfach überlesen. Doch das ist einerlei. Wenn lediglich ein einzelner Mensch, Parallelen oder ähnliche Gedanken oder Erlebnisse finden, ist es schon von Nutzen. Kann sein, dass Du es nie erfahren wirst. Aber ebenso ist es möglich, dass Dein Leben auch in anderen Menschen gelebt und erlebt wird oder wurde. Und er wird Dir davon berichten. Die Chancen stehen gut, glaub mir.
Die gesamte Welt verändern oder retten können wir nicht. Doch in Deiner und meiner Welt können wir was verändern. Du weißt, ich habe noch unzählige Visionen, und eine davon habe ich begonnen. Nicht nur im stillen Kämmerlein, nicht nur für uns Zwei. Nicht nur in den unzähligen kleinen Büchlein gekritzelt. Nein für Alle, die es gerne lesen wollen. Eines ist sicherlich auch gewiss, liebe Susanne, Du wirst Deine Worte auch noch in hundert Jahren auf / im Big Data finden. Zumindest nach heutigen Wissensstand.
Kommunikation, Verständigung, Verbindungen, Beziehungen und Austausch werden immer ein wesentlicher Teil der Menschen sein. Auch wenn Kontakte heute über Datennetze und einige Umwege passieren, zu guter Letzt setzt man sich doch gemeinsam an einen Tisch und plaudert von Angesicht zu Angesicht. Spätestens da, fallen alle Masken und Hüllen.
Hast Du mir selbst erzählt, zu Zeiten Deiner Suche auf Datingseiten.
Nundenn,
meine liebe Susanne, genieße die Zeit im Paradies
**Umarmung**
Deine BuchstabenNutte  Bluesanne
…ich schreibe weiterhin Deine Striche und Rundungen, mit oder ohne Strichpunkt, BindeStriche, BeiStriche, in StrichRichtung oder dagegen unterm Strich landen sie auf der virtuellen DatenAnbahnungsstraße der Suchenden.
Ich bin Exhibitionistin! Leben! - Ich werde es Dir noch zeigen! ♥(©Bluesanne am 21.12.2011) .
(verfasst am 05.01.2015 © Bluesanne )

Donnerstag, 29. November 2018

Der Ring aus dem Pfandhaus

Diamonds

Eine Dame von Welt, sei sie gewesen. So erzählten sich die anwesenden Trauergäste. Stets elegant in Kostüm und Stöckelschuhen gekleidet. Niemand hatte sie je in Jeans und Sportschuhen gesehen. Was sie wohl heute trägt?, fragte sich einer der Anwesenden insgeheim. Ein schlanker Mann, der sehr unscheinbar wirkte fuhr sich nachdenklich durch seine ergrauten Haare. Da er nicht zu der Verwandtschaft der verstorbenen Dame zählte, saß er in den hinteren Reihen der Aufbahrungshalle. Auf seinem Schoß lag eine langstielige rote Rose, welche er mit seinen hageren Fingern ergriff. Er blickte traurig auf den Ring, den er an seinem rechten kleinen Finger trug. Ganz im Gegensatz zu seiner grauen Erscheinung, war das Schmuckstück geradezu Aufsehen erregend. Aber vor allem schien es doch eher an eine zierliche Frauenhand zu passen. Eine solche feingliedrige Hand, welche Frau Christiane Isabella von Hauenstein besaß. Bis zu ihrem Ableben stets gepflegt, perfekt manikürt ohne jegliche Makel. Die Nägel immer korrekt lackiert mit demselben Rot wie ihre schmalen Lippen. An ihrem tadellosen schlanken Finger wirkte dieser Ring weitaus attraktiver.
Christiane trug den 18-karätigen Goldring viele Jahre und nahm ihn nur selten ab. Ein Dutzend Brillanten umrahmten einen oval geschliffenen Smaragdstein. Tiefgrün schillernd, passend zu ihren Augen. Regelmäßig ließ sie das edle Schmuckstück beim Juwelier reinigen und aufpolieren. Das Erbstück ihrer Mutter lag ihr sehr am Herzen. Viel mehr noch als das gesamte Geld, das sie ebenso geerbt hatte. War sie ja nicht wirklich auf dieses Geld angewiesen.
Nun stand sie mit dunkler Sonnenbrille, heruntergezogenen Hut in einer Reihe mit all diesen Leuten an Schalter 3. Sie hatte diesen Schritt sehr lange überlegt, doch sie hatte Hunger. Der Kühlschrank zu Hause war abgeschaltet, da schon lange nichts Essbares mehr darin zu finden war. Die allerletzte Portion gekochter Nudeln verzehrte sie gestern Abend. Bis zu diesen Zeitpunkt hoffte sie, dass sie noch eine andere adäquate Lösung für ihr finanzielles Dilemma finden würde. Nachdem sie mit ihren letzten Ersparnissen Miete, Strom und Telefonrechnung bezahlt hatte, blieb ihr nichts anderes übrig als diverse Wertgegenstände zu verkaufen. Ihr Freundeskreis war überschaubar klein, und bestand eher aus oberflächlichen Bekanntschaften. Niemals wäre es ihr in den Sinn gekommen, irgendjemand dieser Menschen um Hilfe und schon gar um Geld zu bitten. War sie doch immer diejenige gewesen, die anderen unter die Arme gegriffen hatte. Sie hat es immer gerne getan, Geiz und Neid waren ihr fremd. Völlig unbekannt war ihr jedoch auch die aktuelle Lage in der sie sich befand, welche sie jetzt hier in dieser Halle stehen ließ. All die Jahre war sie schon des Öfteren an diesem Gebäude vorbei gegangen. Oft standen Menschenschlangen bis auf die Straße. Im Augenblick war sie selbst ein Teil dieser Schlange an verzweifelten Leuten. Natürlich hätte sie sich längst um Arbeit bemühen können. Doch mit 55 Jahren beim Arbeitsamt vorzusprechen kam für sie noch weniger in Frage, als ins Pfandhaus zu gehen.
Der Smaragdring zierte nach wie vor ihren Finger. Sie spielte daran nervös in der Manteltasche herum. Mit gesenktem Kopf näherte sie sich Schritt für Schritt dem Mann hinter der Glasscheibe. Vorsichtig lugte sie hinter der Sonnenbrille um sich, keineswegs sollte sie hier jemand erkennen. Sie durchlebte wohl den peinlichsten Moment ihres bisherigen Lebens. Lediglich ein Mann stand noch zwischen ihr und dem Pfandleiher. Im grauen Mantel und ohne jegliche erkennbare Emotion im Gesicht, erschien er wie ein Roboter der sich in Zeitlupe bewegte. Jeder einzelne Handgriff wiederholte sich stets in derselben Reihenfolge. Egal ob ihn nun die Leute Schmuck, Porzellan, Pelzmäntel, Teppiche oder auch Möbel vor die Nase stellten. Es war immer das gleiche Prozedere.
Sie legte wortlos den Ring auf das silberne Tablett, welches der Herr zu ihr hinüber schob. Am liebsten wäre Christiane jetzt unsichtbar gewesen, doch es gab kein Zurück mehr. Der Mann hinter dem Schalter steckte sich das Okular (Uhrmacherlupe) ins rechte Auge und begutachtete nun akribisch ihr Erbstück. Ein Schweißtropfen ran ihr den Rücken hinunter, sie zitterte am ganzen Körper. Aber sie blieb äußerlich ebenso emotionslos wie der Herr im grauen Mantel und schwarzen Ärmelschonern. Sie fühlte sich wie damals als kleines Mädchen, wenn sie an die Tafel gerufen wurde. Der Lehrer wäre ihr im Augenblick bei weiten lieber gewesen. Der Smaragdring landete auf einer Waage. Der graue Roboter notiere einige Zahlen auf einem Formular, suchte mit dem Finger auf einer Tabelle nach einer weiteren Ziffer. Es war soweit, die Stunde der Wahrheit war gekommen. Wieviel? Rasch unterschrieb sie den Zettel, denn sie nun ausgefüllt vor sich liegen hatte. Nun griff der Mann in die Kassa und blätterte ihr zehn Hundertschilling Scheine auf das Pult. Christiane griff nach dem Geld, als würde sie gerade etwas Verbotenes einstecken wollen. Sie knüllte es gemeinsam mit dem Pfandschein in ihre Manteltasche und lief auf die Straße.
Etwa ein Jahr später traf sie Christoph. Christoph war charmant, immer gut gelaunt, sprach kultiviert und brachte Christiane stets zum Lachen. Seitdem sie ihren Ring versetzt hatte, war sie nur selten aus dem Haus gegangen. Zu tief saß noch immer die Scham, aber vor allem war sie unendlich traurig darüber die letzte Erinnerung an ihre Mutter ins Pfandhaus gebracht zu haben. Ihre monetäre Bredouille ließ kaum Aktivitäten zu, deshalb blieb sie lieber in ihren eigenen vier Wänden. Die Wohnung war leer geworden. Viele andere Gegenstände hat sie seitdem ersten Mal im Pfandhaus versetzt. Nachdem sie wieder dort anstand, um an ein wenig Geld zu kommen, lief ihr Christoph über den Weg. Ein Windstoß hatte ihr den Hut vom Kopf geblasen. Verzweifelt lief sie ihm hinterher, doch bevor sie ihn zu fassen bekam, stand Christoph stolz mit der Kopfbedeckung vor ihr. Sie bedankte sich höflich, wollte eigentlich schon weiter gehen, als er sie spontan zu einem Kaffee in der Konditorei einlud.
Anfangs war sie gar nicht in der Laune sich mit dem Mann zu unterhalten. Sie überließ die Konversation ganz ihm. Er erzählte aus seinem Leben, fragte nur selten nach Details was ihre Person betraf. Doch Christiane empfand Christoph als angenehme Abwechslung, nach den stillen zurückgezogenen Monaten. Schon beim ersten Treffen entlockte er ihr ein schüchternes Lächeln, worüber sie selbst am meisten überrascht war. Es fühlte sich so warm an, endlich wieder mit einem Menschen beieinander zu sitzen. Diese wohlige Stimmung veranlasste Christiane auch dazu, einem erneuten Treffen nicht abgeneigt zu sein. Christoph lud sie von nun an regelmäßig zum Essen, ins Kino, in die Oper, zu Ausstellungen und vielen anderen Aktivitäten ein. Er brachte sie, wie es sich für einen Gentleman gehört auch immer nach Hause. Manchmal wollte Christiane schon gerne, dass er mit ihr in die Wohnung kam, aber sie schob es immer wieder auf. Aber sie wusste, eines Tages würde sie genügend Mut haben, um ihn nicht mehr gehen zu lassen.
„Bleib!“, flüsterte sie Christoph ins Ohr. Sie nahm ihn sanft an der Hand, sperrte die Türe zu ihrer Wohnung auf. Als sie das Licht anmachte, konnte man kurz das Entsetzen in Christophs Augen sehen. Doch er sagte nichts. Die Räume waren bis auf das Notwendigste leergeräumt. Die Wände kahl, wo zuvor noch unzählige Gemälde hingen. Ebenso der karge, kalte Fußboden den keinerlei Teppich mehr zierte. Lediglich ein Tisch, zwei Polstersessel, eine kleine Anrichte standen im Wohnzimmer. Christiane war es gleich, sie hatte nichts mehr zum Verlieren. Sie hatte alles ins Pfandleihhaus gebracht.
Christoph weinte still vor sich hin. Er griff nach dem Ring an seinem Finger. Er nahm ihn ab, las die Gravur in der Innenseite. CHRISI – Ich liebe Dich. Er hatte ihn zufällig in einer Vitrine im Pfandhaus entdeckt. Als er ihn da so unter den strahlenden Lichtern liegen sah, dachte er an die schönen geheimnisvollen Augen von Christiane. Die funkelnden Brillantsteine glitzernden wie ihre strahlenden Zähne, wenn sie lächelte. Christoph zögerte keinen Moment und kaufte diesen Ring ohne viel zu Überlegen. Er erinnerte sich an das verblüffte Gesicht von Christiane, als er ihn ihr ansteckte. Eine weitere Träne suchte sich schmerzlich einen Weg durch die Falten in Christophs Gesicht. Sie sah so glücklich, so losgelöst aus, als sie den Ring an ihrem Finger stolz vor ihm präsentierte. Alle Schatten in ihrem Gesicht waren mit einem Schlag verschwunden. Und jetzt lag sie da in dieser Holzkiste und war tot.
Die wahre Geschichte über den Smaragdring hatte sie ihm handschriftlich in einem langen Brief hinterlassen. Jetzt, wo Christoph die Bedeutung kannte, schwor er sich diese Pretiose nie mehr von seinem Finger ab zunehmen. So konnte Christiane für immer als wertvolles Kleinod bei ihm sein. Viel zu kurz war die Lebenszeit, die sie gemeinsam verbringen konnten. Die letzten Monate im Hospiz waren gleichermaßen grausam wie auch unendlich voller bedingungsloser Liebe. Sie war selbst an ihrem Sterbebett noch eine Lady gewesen. Eine Dame von Welt.
(verfasst am 09.01.2016©Bluesanne )
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Mittwoch, 28. November 2018

Hast Du Zeit? (B.T.B.B.)





Wahrlich, es ist augenscheinlich kein angenehmes Gefühl in dieser Zeit alleinstehend zu sein. Schon gar nicht, wenn man so wie ich,  die Zeit selbst einteilen kann. Abgesehen von den Fixterminen bei der Therapie. Aber sonst ist es für mich völlig egal, zu welchem Zeitpunkt ich den Rest meiner Aktivitäten anlege. Ich kann schlafen wann und wie viel auch immer ich möchte. Das Frühstück kann um 6 Uhr früh stattfinden, oder auch um 14 Uhr. Somit besitze ich jedoch auch den Luxus, zu jeder Zeit  Menschen zu treffen. Wenn da nicht, das Nichtvorhandensein an Zeit der Mitmenschen wäre.

Ein Großteil geht selbstverständlich einer regelmäßigen Einkommensbeschaffung nach. Also fallen schon einmal mindestens 40 bis 50 Stunden pro Woche für freie Gestaltung weg. Diese Menschen schlafen selbstverständlich zur üblichen Nachtzeit. Weitere 7 – 8 Stunden pro Tag sind verplant. Nahrungszubereitung nimmt ebenso Zeit in Anspruch. Falls sich das, der berufstätige Mensch überhaupt noch antut. Nahrungsaufnahme, meist vor dem Fernseher, oder? Kinder, welche tagsüber, ebenso wie die Erwachsenen nicht zu Hause verbringen. Jede Menge hätten sie zu erzählen. Hört ihnen jemand zu? Spricht jemand mit ihnen über das Erlebte des vergangenen Tages? Falls, glücklicherweise dann noch ein Partner vorhanden ist, benötigt dieser ebenso Ansprache und ein wenig Zuneigung. Zuwendung bedarf es auch dem eigenen Körper. Die Pflege und Hygiene nimmt wieder Zeit in Anspruch. Natürlich auch die Sitzungen auf der Toilette. So vergeht Tag für Tag und jeder fragt sich am darauffolgenden, wo ist bloß die Zeit geblieben?

Erschöpft von den Werktagen stürzt sich der ausgelaugte Familienverband ins Wochenende. Verplant bis ins kleinste Detail. Um dann montags wieder von Vorne zu beginnen. Gut, es bleibt jeden Einzelnen selbst überlassen, wie er seine Zeit verbringt.
Doch mir erscheint so ein Rhythmus, wie ein Perpetuum mobile. Ein Hamsterrad, in dem kaum Zeit für andere Menschen bleibt. Was ich ja auch gut verstehen kann. Selbstverständlich werden die Freundin oder der Freund ihre  karge Zeit mit ihren Lieben verbringen. Da hat ein Einspänner, wie ich kaum noch Platz. Die Interessen und Prioritäten von Paaren,  mit oder ohne Kinder sind meist völlig andere, als die einer Singleperson. Ebenso gestaltet sich deren Tagesablauf komplett abweichend. Da ist nun mal spätestens um 23 Uhr Bettruhe angesagt. Kein durch die Nacht quatschen. Nichts mit, bis zum Morgengrauen Musik hören oder anderen wohlwohlenden Dingen nach gehen.
Ich hatte ein ebensolches Leben. Aber dennoch scheint es mir, dass ich ausreichend Zeit für meine Freunde hatte.  Ein wertvolles Geschenk, welches einfach unbezahlbar ist.  Gleich, ob ich nun liiert war oder nicht, es fand sich immer ausreichend Zeit für die, die mir wichtig waren.
Aber jetzt mal unabhängig von den verpaarten und mit Kindern bestückten Mitmenschen. Ich treffe immer öfter auf eine Spezies von allein lebenden Menschen, die ebenso keine Zeit haben. Ausreichend Zeit, um ohne Limit irgendwo und irgendwie einfach etwas zu unternehmen. Diese Art von Menschen, schaut bereits beim ersten Kaffee-Date, zum x-ten-Mal auf sein smartes Telefon. Um ja nichts von dem, was sonst wo passiert zu verpassen. Jetzt frage ich mich, wozu dann überhaupt mit mir treffen? Wenn doch das Andere doch viel interessanter ist.
Oder; ehrlich tatsächlich geschehen: „Du ich muss jetzt nach Hause, meine Hemden bügeln!“. Aber hallo, die armen Hemden. Einsam werden sie sich fühlen ohne deine Gesellschaft. Ein wenig geschockt von dieser Aussage, räume ich das mit Liebe zubereitete restliche Essen vom Tisch. Der bereits vorbereitete Kaffee, bleibt erkaltend in der Kanne. Als selbstkritischer und reflektierender Mensch, frage ich mich hernach: „Was habe ich falsch gemacht?“
Beim nächsten Treffen, betone ich gleich vorweg:“Nimm Dir Zeit!“ Aber offensichtlich versteht jeder etwas völlig anderes darunter.
„Hast Du Zeit?“   „Ja, Montag, zwischen 14:30 und 15:00 Uhr.“ Bin ich lediglich ein Fastfood-Auffüller deines Kalenders? Ein Zeit-Quickie, zwischen Hemden bügeln und weitere Termine abgleichen geschoben.
Klar richte ich mich meist nach den Anderen, denn ich kann mir meine Zeit tatsächlich einteilen. Aber deswegen ist sie nicht weniger Wert. Im Gegenteil, ich schätze sie mehr als je zuvor. Doch wie ist es mit den Menschen, die scheinbar nie Zeit haben?
Ich vermute ja stark, es ist nicht modern. Nicht schick. Nicht in. Nicht up to date. Einfach old school. Ausreichend freie Plätze im Terminkalender zu haben ist out. Vielmehr lässt sich so mancher Mensch in Zeit – Korsette schnüren, die dem schlanken Trend entgegen kommen. Viel Zeit zu haben, scheint offenbar als untätig zu gelten. Was in meinem Fall keineswegs zu trifft. Langweilig ist mir nicht, ich habe ausreichend Beschäftigung in meiner blanken Agenda. Und sei es nur, um mir Zeit für derartige Gedanken zu machen.
Achja, und falls die Menschen, die mehr Zeit für Hemden bügeln aufbringen oder ähnlich unwesentliche Dinge lieber tun, keine Zeit finden um an meinem Begräbnis bei zu wohnen; Keine Sorge, ihr braucht dafür auch keinen wichtigeren Termin zu opfern, ich lege darauf keinen besonderen Wert.  Weil, da habe ich keine Zeit!
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Ein Tag steckt voller Erlebnisse. Diese kann ich in Worte verpacken. Ein Tag besteht ebenso aus vielen optischen Eindrücken. Diese kann ich in Bildern festhalten. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Mehrfach erinnere ich mich kaum an das, was letztendlich von einem Tag übrig geblieben ist. Oftmals sind es lediglich Notizen in meinem Kalender. Ein anderes Mal kurze Geschichten, die ich darüber verfasse. So kann ich ein paar Augenblicke festhalten. Im Zeitraum vom 07.August 2012 bis 16.Juli 2013 habe ich meine Eindrücke täglich zusammengefasst auf ein Bild gemalt. Ein Bildertagebuch mit 344 Bildern ist entstanden. Diese Alltagsbildermalerei möchte ich ab sofort wieder ins Leben rufen. Ein Blitz Bild des Tages. Ein alltäglicher geistiger optischer Schnappschuss.

Als Bluesannes Tages Blitz Bild (B.T.B.B.) Garniert mit ein paar Worten dazu.


©Bluesanne bedankt sich für die Aufmerksamkeit!
(verfasst am 27.05.2015©Bluesanne )

Dienstag, 27. November 2018

Beiträge im Überblick




Wie ist Dein Name?

Red Lady


Vorname: von den Eltern bestimmter [und amtlich eingetragener] Name, der die Individualität einer Person kennzeichnet (Quelle: Duden)


Der Ursprung des Namens ist die Sprache.
Jedes Ding hat einen Namen, so auch der Mensch. Gut so, sage ich. Wie sollten wir denn sonst die Menschen ansprechen? Nun ja, vielleicht anhand von stilistischen oder charakteristischen Eigenschaften oder Eigenheiten wäre eine Möglichkeit. Die Blonde, die Rothaarige, die Tänzerin, der Dicke, die Hektische, der Fleißige, die Brillenträgerin…usw. Oder gar eine Nummer?!
Regen Gebrauch von dem Prinzip, dass der Name für die Person steht, machten z. B. die Schöpfer von Asterix, René Goscinny und Albert Uderzo, die mit dem Namen auch gleichzeitig die Person charakterisieren. Als Beispiele:
Der unbestechliche Quaestor Claudius INCORRUPTUS in Asterix bei den Schweizern
Der Zwietracht säende Tullius DESTRUCTIVUS in Streit um Asterix.
Manchmal scheint ein Name unpassend. Wieso eigentlich?
Wie stellt man sich einen Joseph vor? Wie stellt man sich eine Cäcilia vor?
Wäre doch einmal eine Idee, um sich kreativ aus zu toben.
Sicherlich spannend, wenn ich diese Aufgabe einem Kind stellen würde. „Zeichne mir eine Wilhelmina“. Wie die wohl aussehen würde?
Besonders hübsch finde ich indianische Namen:
Adya (weibl.) Der Name Adya bedeutet "an einem Sonntag geboren".
Nayeli (weibl.) Der Name Nayeli bedeutet "ich liebe dich".
Pilamaya (weibl.) Der Name Pilamaya bedeutet "danke"
Pocahontas (weibl.) Der Name Pocahontas bedeutet "die Verspielte"
Tahatan (männl.) Der Name Tahatan bedeutet "Falke".
Texas (männl.) Der Name Texas bedeutet "Freund".
Wapi (männl.+weibl.) Der Name Wapi bedeutet "glücklich"
Bist Du zufrieden mit Deinem Vornamen? Würdest Du gerne einen anderen Vornamen tragen? Es gibt die Möglichkeit ihn zu ändern:
Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Änderung des Vornamens oder/und Familiennamens nach dem Namensänderungsgesetz - NÄG möglich. Für eine Namensänderung kann es verschiedene Gründe geben, wie z. B., dass der bisherige Familienname lächerlich wirkt oder schwer auszusprechen oder zu schreiben ist oder wenn die AntragstellerInnen den Familiennamen eines Elternteils erhalten wollen oder mit dem bisherigen Vor- oder Familiennamen unzumutbare Nachteile haben.(Quelle: www.wien.gv.at)
Nomen est omen ist eine lateinische Redensart und bedeutet „der Name ist ein Zeichen“. Sie wird meist gebraucht, um auszudrücken, dass der Name eine Person oder Sache treffend, oft auch übertreibend oder ironisch gebrochen, kennzeichnet. Zum besseren Verständnis kann man es frei mit „Der Name ist Programm.“ übersetzen. Die Redensart stammt ursprünglich vom römischen Komödiendichter Plautus (um 250–184 v. Chr.), der in seinem Stück Persa (Der Perser) die Formulierung nomen atque omen (lat. „Name und zugleich auch Vorbedeutung“) verwendete. Nomen atque omen wurde als Namenszauber dann von Wilhelm von Ockham „im philosophischen Nominalismus“ erkannt (oder durchschaut). Man kann die Wendung vielleicht auch „als Begriffsontologismus des philosophischen Idealismus“ betrachten, „um weltanschaulichen prälogischen Seelen- und Jenseitsglauben als reservatio mentalis oder asylum ignorantiae zu retten“. Namenszauber liegt zum Beispiel „noch in der Namengebung nach den Kalenderheiligen“. (Quelle:Wikipedia)
KünstlerEltern sind bei der Namensgebung ihres Nachwuchses oft sehr einfallsreich. Ob es den Kindern ebenso gefällt?
Ahmet Emuukha Rodan – Sohn des amerikanischen Musikers Frank Zappa
Diva Thin Muffin Pigeen – Tochter des amerikanischen Musikers Frank Zappa
Aplle Blythe Alison – Tochter von Schauspielerin Gwyneth Paltrow und Musiker Chris Martin
Chastity Sun (Keuschheit, Sonne) – Tochter der Sängerin Cher
Cheyenne Savannah – Tochter von Schauspieler Uwe Ochsenknecht
Cosma Shiva Hagen – Tochter von Nina Hagen
Dandelion (Löwenzahn) – Sohn des Rolling Stones – Gitarristen Keith Richards
Daisy Boo – Tochter des britischen Fernsehkochs Jamie Oliver
Elijah Bob Patricius Guggi Q – Sohn des U2 – Sängers Bono
Fifi Trixibelle – Tochter des Sängers Bob Geldof und der Moderatorin Pauly
Yates Heavenly Hirani Tiger Lily – Tochter des ehemaligen INXS-Sängers Michael Hutchence und der Moderatorin Paula Yates
Ireland – Tochter der Schauspieler Alec Baldwin und Kim Basinger
Jermajesty – Sohn des Us-Sngers Jermaine Jackson
Pilot Inspektor – Sohn des Us-Schauspielers Jason Lee
Rufus Tiger – Sohn von Roger Taylor, Mitglied der Band Queen
Rumer Glenn – Tochter des Schauspielers Bruce Willis
Sage Moon Blood (Salbei oder Klug Mond Blut) – Sohn von Sylvester Stallone
Satchel (Schultasche) – Sohn von Woody Allen und Mia Farrow
Speck Wildhores – Sohn des Sängers John Mellencamp
Zowie Bowie – Sohn des Musikers David Bowie, 1983 änderte er seinen Vornamen in Joey
Ja und es gibt doch tatsächlich auch Vornamen, die mit den im Wasser lebenden Wirbeltieren im Zusammenhang stehen:
Msamaki (ägyptischer männl.) – Fisch
Pelleas (schottischer männl.) – Fischer
Rybar (osteurop. männl.) – Fischer
Ich mag meinen Namen sehr, er ist elamischen Ursprungs und bedeutet Lilie (Deshalb findet sich Diese, auch auf meinem Profilfoto). Auf die Kurzform "Susi" höre ich eher selten.
(verfasst am 27.03.2015 ©Bluesanne )