Donnerstag, 10. Dezember 2015

In meiner kleinen Konditorei

Cake
Knapp 30 Jahre wohne ich hier an der Peripherie von Wien. Ich schätze mein Domizil sehr. Viele positive Annehmlichkeiten machen es sehr lebenswert. Zentral aber nicht direkt im Trubel liegend. Etwas abseits, jedoch nicht in der Einöde. Mit der sozialen Infrastruktur kann ich ebenfalls sehr zufrieden sein. Obendrein, in etwa 15 min. Fußweg zu erreichen, befindet sich ein historisches Überbleibsel der Gemeinde Leopoldau. Sie wurde 1904 zum 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf eingemeindet. Die Felder wurden widmungsmäßig geschützt, sodass sich die Leopoldau bis heute Ihren dörflichen Charakter weitestgehend erhalten hat.





Fast könnte man daran vorbei fahren, so unscheinbar und unschuldig sieht sie von außen drein. Doch betritt man einmal diesen Ort der süßen Verführungen, dann möchte man nie wieder nach Hause gehen. Gleich beim Eingang lachen einem die köstlichsten Naschereien entgegen. Und wer so wie ich, total auf Cremeschnitten steht, der sollte so früh wie möglich dort sein. Diese goldgelbe Schaumköstlichkeit wird lediglich ein bis zweimal in der Woche limitiert ganz frisch produziert. Ein Backblech und dann ist Schluss.

Doch keine Sorge, es strahlt einem ausreichend anderes Herzhaftes aus den Vitrinen an. Sämtliche Mehlspeisen sind hausgemacht. Ebenso wird das Konfekt nach feinster Patisseriemanier selbst produziert. Kleine Schokolade Nuss Mandel Nougat Früchte Kunstwerke, die fast zu schade zum Essen sind, wenn sie nicht so köstlich wären. Allesamt  d i e  Faserschmeichler für den Gaumen.

Dieses süße Plätzchen ist für mich auch ein sehr geeigneter Treffpunkt mit netten Menschen. Im behaglichen Ambiente und familiärer Gastlichkeit fühlt man sich rundum wohl.

Zu einem paradiesischen Gefühl kann es heran wachsen, wenn man sich dort mit einem ganz besonderen Menschen trifft.

Ein Mitglied meiner persönlichen HALL OF FRIENDS.

Wir haben uns schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Die vorangegangene Nervosität verflüchtigte sich bald, weil eben diese kleine Konditorei so eine Art ZuHause-Gefühl und mir somit Sicherheit vermittelt. Bei Torte und Kaffee in einer kleinen ruhigen Nische lässt es sich einfach entspannt plauschen.

Da ich Freundschaft nicht als Selbstverständlichkeit betrachte, stellte sich mir im Vorfeld schon die Frage: „Wird es so sein, wie es zuvor war?“

Ja, ich denke es war  sogar noch tiefgehender und intensiver. So war mein Eindruck. Es hat ein warmes und zufriedenes Gefühl hinterlassen. Dieses Beisammensein zwischen all den Naschereien. Süßes Geplänkel gepaart mit qualitativ hochwertiger Konversation. Ich liebe das. Es fühlt sich einfach gut an, in so gediegener, charmanter und intelligenter Gesellschaft zu sein. In so einem Moment wünsche ich mir, es würde nie zu Ende gehen. Aber es ist so wie mit den besten Cremeschnitten der Stadt, einmal ist Schluss. Und ich gehe mit einem satten, warmen und zufriedenen Gefühl Heim. Nehme es mit und halte es fest, bis zum nächsten Treffen in (m) einer kleinen Konditorei oder wo auch immer.

Ich danke Dir Du schöner Ort und ich danke Dir von ganzen Herzen Du schöner Mensch, Du!

So unschätzbar wertvoll, wie die Tradition der Konditorei! 

Für Dich!

Die Flechte (Gedicht)

Halb bin ich Pilz und Alge halb,

bewohn die Bäume in dem Wald,

bewohn den Norden und den Berg

als kleiner grünlich-grauer Zwerg.

Als Alge stamm ich aus dem Licht,

ein rechtes Blatt bin ich noch nicht.

Als Pilz bin ich ein Schattenkind,

vereine Sonne, Erd und Wind.

Ich häng als Bart herab vom Ast,

sitz auf dem Fels als Krustengast, bedecke in dem Norden oben

als winzger Wald den trocknen Boden.

Hans Eberhard Schiller



Nonkonformes Nachtleben

DayandNight
Der Tag beginnt mit dem Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang. Die Nacht beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet mit dem Sonnenaufgang. Die Stunden der Tag und Nachtphase sind im Sommer und Winter unterschiedlich lange. Das sind die uns bekannten Naturgesetze.

Doch irgendwann kam der Mensch auf die Idee, diese Phasen für sich mit einem Messgerät, namens Uhr zu normieren. Das beeinflusste zwar nicht die Anzahl der Sonnenstunden, aber der Mensch hatte nun ein Gerät mit dem er die Zeit messen konnte. 24 Stunden - 1440 Minuten - 86400 Sekunden stehen pro Tag+Nacht zur Verfügung. Ab sofort konnten sich die Menschen endlich immer pünktlich treffen, weil ja jedem die Uhrzeit als Anhaltspunkt zur Verfügung stand.

Wie war das wohl vorher? Wie konnten sich Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt treffen, ohne ein Messgerät dafür zu haben? Am Stand der Sonne, des Mondes, der Sterne? Hatten sie vielleicht so etwas wie eine biologische Uhr? Den Tieren wird wohl dieses Gerät mit Rädchen und Zeiger ziemlich gleichgültig gewesen sein.

Und der Mensch richtete immer mehr sein Leben nach diesem Zeitmessgerät aus. Es brachte Ordnung in den Alltag. Mit Beginn der Technisierung wurde die Uhr immer wichtiger. Züge, Schiffe, Flugzeuge und andere Verkehrsmittel brauchten ja Fahrpläne und festgelegte Zeiten für Ankunft und Abfahrt. Wo aber die Zeitmessung, meiner Meinung nach den größten Einfluss hat, ist die Arbeitswelt. In jeder Fabrik hing eine riesengroße Uhr, und wahrscheinlich gibt es diese heute noch in manchen großen Betrieben. Der arbeitende Mensch musste sich nun streng an die Vorgabe der Zeiger halten. Auch dann, als der Tag in mehrere Schichten eingeteilt wurde. Egal ob draußen die Sonne schien oder es stockdunkel war. Den Rhythmus gab die Uhr vor. Es wurde ein Gesetz betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung festgelegt.

Über die Zeit wurde der Mensch zum Sklaven der Zeit. Streng strukturierte Tage sollen angeblich gut für ein vernünftiges Leben sein. Zum Beispiel: 8 Uhr aufstehen, 8:15 Uhr auf die Toilette gehen, 8:30 Uhr frühstücken, 8:45 duschen, 9 Uhr usw. etc. Jeder hat sich gefälligst an die vorgegebene Zeitangabe zu halten. Würden wir das nicht mehr tun, käme es wohl zu einem  Chaos, oder?

Ich trage schon mehr als 30 Jahre keine Uhr mehr an meinem Armgelenk. Selbstverständlich benötige auch ich die Uhrzeit um pünktlich zu sein. Natürlich klingelt der Wecker (mittlerweile das Handy) um mich für einen Termin aus dem Bett zu schmeißen. Und selbstverständlich finde ich es ganz angenehm, wenn mir die Leuchtschrift bei der U-Bahn erzählt, wann der nächste Zug kommt. Der dann tatsächlich nach der angegebenen Minutenzahl eintrifft. Ja die Zeiger oder Ziffern auf den Zeitmessgeräten haben schon Vorteile, keine Frage.

Aber ich habe festgestellt, dass meine innere Uhr noch immer ganz gut funktioniert. Auch in der Arbeitswelt kam ich sehr gut damit zurecht. Der tatsächliche kurze Blick auf eine Uhr bestätigte mir oft, dass ich gut in der Zeit liege.

Doch eines hat sich nie eingependelt, egal ob ich nun um 5 Uhr früh oder später aufstehen musste. Meine absolut aktivste und produktivste Phase spielt sich in den Nachtstunden ab. Kaum ein Bild das ich gemalt habe, ist tagsüber entstanden. Auch meine Buchstaben formen sich in den Nachtstunden einfacher und schneller zu Worten. Hausarbeit macht mir in der Nacht ebenfalls mehr Freude, als am Tag. Die Wände in meinem Wohnzimmer habe ich ebenfalls in einer Nachtschicht gestrichen. Für mich hat die Nacht eine besondere Energie.

Es ist für mich eine Qual vor 24 Uhr ins Bett gehen zu müssen. Es wurde mir einmal gesagt, es ist eine Frage der Einteilung des Tages und eine Frage der Gewohnheit. Ich zweifle das sehr an. Nach unterschiedlichsten Varianten, die ich schon ausprobiert habe und auch zwangsläufig auch tun musste, bei mir funktioniert das nicht. Warum das so ist, weiß ich nicht. Doch ich habe es mittlerweile akzeptiert.

Trotz der unzähligen Nachfragen von anderen Menschen, wann ich den endlich schlafen gehe? Ich denke, ich schlafe ausreichend, nur halt zu einer anderen Zeit. Vielleicht lebe ich auf dem falschen Kontinent? Nach meinem Gefühl habe ich mehr Zeit zur Verfügung, als die „TagMenschen“, seltsam?

Die Erde dreht sich weiter, die Nacht geht vorüber und die Menschen beginnen den Tag mit einem Blick auf die Uhr.

Und dann gibt es unzählige Dinge im Leben, die nicht nach der Uhrzeit fragen. Das Baby, das zur Welt kommt. Der Mensch, der einen Unfall hat. Der Mensch, der sich verliebt. Der Mensch, der krank wird. Und der Mensch, der stirbt, außer er bestimmt selbst seinen Todeszeitpunkt. Aber selbst da denke ich, dass er dafür keine Uhr benötigt.

Ich runde diesen Beitrag mit einem passenden Lied zu meiner chronobiologischen Eulen-Tendenz ab. Eben eine genetische Veranlagung (Prädisposition), gegen die ich nicht wirklich ankämpfen kann – wenn ich das richtig verstanden habe.



Vogel der Nacht - Stephan Remmler (1988)



Keiner mag mich mehr!

Snow


Ich muss schon sagen, ich bin mittlerweile schon sehr frustriert.

So schön putze ich mich jedes Jahr heraus. 364 Tage bereite ich mich mühevoll auf diesen Abend vor. Zünde dutzende Lichter für Euch an. Stelle einen grünen Tannenbaum in Euer Zimmer. Behänge ihn mit glitzernden Kugeln und Süßigkeiten. Streue schillernde Goldfäden darüber. Lege Euch geheimnisvolle Päckchen unter diesen strahlenden Baum. Umwickle diese Präsente mit goldenen Bändern. Verziere sie mit kleinen Kärtchen in denen ich in jedes einzelne Euren Namen handschriftlich vermerke. Blase die herrlichsten Düfte durch Eure Räume. Schiebe wohlschmeckende Braten in den Ofen. Versüße Euch den Abend mit feinsten Keksen und Kuchen. Ich decke Euren Tisch mit edelsten Geschirr und Besteck und garniere die Tafel mit liebevollen Basteleien. Ordere die hervorragendsten Musikanten die Euch mit fröhlich besinnlichen Klängen verwöhnen. Hin und wieder gelingt es mir sogar, den Schnee zum Rieseln zu bringen und die Landschaft mild und leise in eine zauberhafte Welt zu verwandeln.

Bringe Eure Augen zum Funkeln. Zaubere ein Lächeln in Euer Gesicht. Mache Euch satt. Lasse Eure Nase ob der feinsten Gerüche jubilieren. Bringe Licht und Wärme in Eure Stube. Umarme Euch mit meiner Freude und Liebe.

Ja ich brilliere in meiner herrlichsten Pracht.

Und was macht Ihr?

Ihr beklagt Euch. Ihr flüchtet vor mir. Ihr seid gestresst von mir. Ihr findet mich nervig und lästig. Ihr betrachtet mich als Stressfaktor. Ihr sagt, ich sei schuld an Euren Kummer und Streit. Ihr findet mich nicht zeitgemäß. Ihr seht mich als Zwang. Ihr glaubt nicht an mich. Ja so manches Mal wolltet ihr mich ignorieren oder gar völlig abschaffen. Das schmerzt mich sehr. Mein einzig wahrer Wunsch, Euch Liebe und Wärme in Euer Herz zu bringen wird von Jahr zu Jahr mühevoller.

Wenn das so weiter geht, habe ich bald ein Burn-Out. Dann gönne ich mir für ein Jahr eine Auszeit auf den Weihnachtsinseln. Und dann könnt´ ihr schauen, wo ihr so ein wunderbares Fest der Liebe und Besinnlichkeit herbekommt.

Aber wahrscheinlich werde ich nächstes Jahr wieder von vorne beginnen…. mich erneut elegant herausputzen und Euch mit meinem Zauber erhaschen.

Was seid Ihr doch für seltsame Wesen dieser Erde?!

In Liebe

Euer Weihnachten!

 **Umarmung**

FischGeschichte von Bluesanne


Meine Allerliebste bekam am 13.12.2014 ein ganz persönliches Geschenk von mir.



"FischGeschichte von Bluesanne"



hier der Beitrag : Meine Allerliebste




...zusammen gebastelt in ein kleines Büchlein.

Verloren in Gedanken, Gedanken verloren

Fluss
Ehrliche Finder gesucht!

Assoziationen mit der Musik zu Ereignissen und Gefühlsverkupplungen sind nach wie vor ein Thema für mich. Ohne Musik, geht kaum etwas. Hier finden oft Klänge und Gefühle zu einander. Oder umgekehrt. Ein Wechselspiel, ein Austausch, Metamorphosen, Reaktionen, Aktionen und auch Symbiosen finden statt. Akustische Phasen der unterschiedlichsten Stile passieren. Momentan eine Ansammlung aus den 80er Jahren. Disco und elektronische Töne, mit stark betonten Beat. Klare und eindeutige Takte und Rhythmus die zum Tanzen animieren. Vermittelt Freude, Spaß und Lust am Leben.

Völlig konträr zu meinem Gemütszustand. Dieser lässt mich erschrecken. Eine tiefgründige und total dunkle Wolke schwebt nach wie vor über meinem  so rotbrennenden Haupte. Der Wunsch mich damit gedanklich nicht mehr auseinander setzen zu wollen ist groß. Am liebsten würde ich „es“ abschalten. Ein Gespenst von Ratlosigkeit, welches ruhelos herum spukt. Die Geister die ich rief. Ich habe sie nicht geordert. Sie standen plötzlich da. Bäumten sich auf und versperren mir seither die klare Sicht auf meine Dinge. Ein chaotischer Algorithmus düst durchs Hirn. 

Die Ziele sind klar, wirken jedoch momentan unerreichbar für mich. Sie haben sich schlagartig derart entfernt, dass ich sie schon als absolute Irrillusion betrachte. Das darf doch nicht geschehen! Lost my way? Lost my dreams? Lost my mind? No way out?

Vermute eine Phase, welche derzeit gespickt ist mit extrem unangenehmen, kalten und gefühlsarmen Stunden, Tagen, Nächten, Monaten….keine Ahnung, wie lange dies andauern mag.

Keine Analyse mehr, keine Gehirntschechereien. Keine gut gemeinten Ratschläge. Akzeptanz, Augen zu und durch.

Wer hat meine verlorenen Gedanken gefunden?

Oder verliere ich einfach meinen Verstand? Verständnis? verständnisvolles Unverständnis! Versteh´ ich nicht.

Geh-Danke!





Medium (Channel) Internet

Zaungast


Es gibt ja Menschen, die sind davon überzeugt mit dem Jenseits in Verbindung treten zu können.

Sprich mit den Verstorbenen Kontakt auf zu nehmen und dann Botschaften an die (Über)Lebenden weiter zu geben. Ob das nun funktioniert oder nicht, sei dahin gestellt. Dazu braucht es vorweg den Glauben an das Jenseits, wo wir Lebewesen nach dem Ableben landen. Und/oder auch die Seele. Ich denke, es ist eine Art von Bewältigung der Trauer, ein Trost, dass der geliebte Mensch, nicht völlig im Nichts verschwunden ist. Wahrscheinlich auch deswegen, weil wir uns das Nichts nicht vorstellen können.

Gerade heutzutage hat man den Eindruck ohnehin innerhalb von kürzester Zeit zu Allen Zugriff zu haben. Klick, und schon ist „es“ da. Zeit hat ebenso keiner mehr, obwohl es unzählige Maschinen und Geräte gibt, die uns unsere Arbeit abnehmen. Und obwohl wir auch in Sachen Mobilität unzählige Hilfsmittel haben, besuchen sich Menschen immer weniger, so meine Wahrnehmung. Ich verteufle die Moderne Welt mit all den elektronischen Errungenschaften nicht, nein ich nutze sie gerne. Sie schenkt mir persönlich tatsächlich mehr Zeit. Während meine schmutzige Kleidung in der Waschmaschine 1000 Umdrehungen in der Minute dreht, kann ich ein delikates Gugelhupfrezept aus dem Internet ausprobieren. Mein Backofen kümmert sich um die Vollendung dieser Süßspeise und ich kann nebenher meiner Musik lauschen. Aber zuvor füttere ich noch meine Geschirrreinigungsmaschine, damit sie mir das grausliche Abwaschen abnimmt. Somit bleibt mir Zeit, um mich um meine beiden Katern zu kümmern, die ohnehin nichts Besseres zu tun haben als zu Fressen und zu Schlafen. Ich nehme ihnen das keineswegs übel, nein ich beneide sie dafür. Vorwiegend dann, wenn sie sich gnadenlos unter meiner Decke an mich kuscheln und keinerlei Rücksicht darauf nehmen, ob ich auch genügend Platz habe.

Der Gugelhupf steht herrlich duftend in der Küche. Bohnen reiben, ab in die Filterkaffeemaschine. Milch in der Mikrowelle kurz aufgewärmt um feinen Schaum zu schlagen. Das mache ich tatsächlich mit der Hand, deshalb nenne ich meinen Schäumer auch Milchwichser. Nebenbei schnell mal im Internet nach gesehen, wie dieses Gerät den tatsächlich heißt. Wahnsinn, die gibt es auch schon mit Strom!

Kaffee, Gugelhupf und ab ins wwNetz. Mails lesen, wobei da kommen vorwiegend unanständige Briefe von bösen Mädels. Ich brauch einen Mann, keine versauten geilen Dreckschlampen.

Nun, wie viele Hakerln haben sich seit dem letzten einloggen angesammelt? 95 Freunde und keine Sau schreibt. Was gibt es Neues von den Freunden. Was ist das?

Herr XY hat sein Horoskop erstellt. Wie? Der ist doch vor 3 Jahren gestorben. Eine Stimme aus dem Jenseits? Und was sagt das Horoskop des Herrn XY: Du wirst noch schöne Tage auf dieser Erde erleben. Die Sterne werden schon wissen, was sie da verkünden.

Frau H. hat heute Geburtstag, gratulieren sie ihr! Frau H. ist gleichfalls schon verstorben. Gut natürlich kann ich weiterhin zum Geburtstag gratulieren, aber auf die Pinnwand  posten?

Herr G. leider auch vor kurzen verstorben. Er lebt weiter im wwNetz. Viele Menschen, die ihn kannten, hinterlassen Botschaften. Ein Kondolenzbuch in der virtuellen Welt.

Es ist ja ohnehin von Vorteil, wenn man zu Lebzeiten ein Testament verfasst. Egal ob es was zu vererben gibt oder nicht. In Hinblick auf die neuen sozialen Netzwerke ist es wohl auch ratsam, hier seine Wünsche zu deponieren. Will ich auf ewig im wwNetz weiter leben? Was werden die Freunde posten? Werden sie mir endlich sagen, was sie tatsächlich über mich gedacht haben? Was wird das Netz von mir weitergeben, was ich nie bestellt habe? Frau B. mag Linsen – klicke „GefälltMir“ – wenn Du auch Linsen magst. Ich verabscheue Linsen.

Vielleicht poste ich mein Testament, damit keine Unstimmigkeiten entstehen. Selbst auf die Gefahr hin, dass sie dann von digitalisierten DurchschnittsZufallsStatistik-Formeln gnadenlos ignoriert werden. Möchte ich auf ewig für jedermann sichtbar bleiben? Zu Lebzeiten überlesen und lediglich eine zusätzliche Person auf deren unendlich langer Freundesliste sein? Auf der anderen Seite, doch sehr verführerisch der Gedanke, als Social-Media-Mumie weiter präsent zu sein.

Ich werde es Euch durch ein Medium   mitteilen,  wie sehr es mich freut, dass ihr mich nicht vergessen habt.


Nachtschicht

DirtyRedNaked


„Gemmas wieder an“

„ I geh jetz fischn“

„Spät in da Nocht“

schreibe

„Gschichtln“

über

„Liagn und Lochn“

das ist

„Wirklich wahr“

„I brauch kan Dokta“

das ist

„Echt Super“

einer sogt

„Gheat si des?“

ich sage

„Ois ka Drama“

das ist alles keine

„Arbeit“

„Tog & Nocht“

„Wann I g´spia“

die

„Gschichtln“

einer sagt

„Na, so wirst ned oid“ 

ich sage

„I wüs garned wissen“

„Wirklich wahr“

„I hob an Glücksstern“

und

„57 Engel“

„Tuat ma laad“

jetzt beende ich meine

„Nochtschicht“

sonst habe ich bald

„Zwa Löcher statt d'Augn“



KurtOstbahn-Lieder  in Verbundenheit in Verbindung gebracht von  ©Bluesanne

Wurmlöcher – Brücken durchs All

Quarks

Was bin ich froh, dass mir mein Vater den Besuch eines Gymnasiums verboten hat. Somit blieb mir die Qual der Wahl nach der Matura – Was studieren?

Und falls ich dennoch eine Universität oder andere Hochschule besucht hätte, würde ich wohl heute noch eine Studentin sein. Philosophie, Kunst + Kultur, Geschichte, Wissenschaften und so vieles andere, dass mich brennend interessiert.

Vor etwa 10 Jahren stolperte ich über eine Katze. Nicht einer meiner Felltiger, nein es war die des Herren, der die österreichische 1000-Schilling Banknote in blau geschmückt hat. Schrödingers Katze die grausam in einer Kiste für ein physikalisches Gedankenspiel sterben musste, oder doch nicht?

Ich wollte wissen, ob ich das verstehe oder zumindest Ansatz nachvollziehen kann. Plötzlich war ich von Worten wie Quantenphysik, Paradoxon, Quantenmechanik umzingelt  und die Higgs-Teilchen flogen mir um die Ohren.

Für den Anfang besorgte ich mir ein Buch von Stephen Hawking  „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Woher kommen wir? Woher kommt das Universum? All die Fragen, die sich Menschen, spätestens nach einer lang durchzechten Nacht in einer geselligen Runde stellen.

Das Lesen wurde zu einer Herausforderung für meine Gehirnzellen und eine Synapse tastet sich langsam zu der nächsten. Sobald ein unbekanntes Wort auftaucht, muss ich natürlich nachschlagen, was es bedeutet. Vergleichbar mit Vokabeln einer neuen Sprache die man lernt. Ganz bin ich noch nicht fertig, mit dem Lesen dieses Labyrinths kosmologischer Denkmodelle.

Doch Stephen Hawking ist fast täglich bei mir präsent. Ich folge ihn auf Twitter, Facebook und habe seinen Blog abonniert. Lese seine kurzen philosophischen Sätze und schlüpfe in die schwarzen Löcher. Die sollen ja angeblich gar nicht schwarz sein sondern leuchten.

Wie ein kleiner Wurm fresse ich mich durch einen Apfel und lande in einer anderen Zeit. Ich erkunde dort die Welt und betrachte die Erde von oben. Wie klein wir Menschen doch sind. Allerdings fühle ich mich sehr wohl in dieser schwerelosen Finsternis im All. Ist es dort überall so dunkel? Ist die Sonne der einzige Quell von Licht und Wärme im Universum?

Hey Scotty beam me up! Mr.Spock begleitet mich. Wir plaudern mit Leonardo di ser Piero, der aus Vinci. Er verrät uns das Geheimnis des Lächelns dieser neapolitanischen Hausfrau namens MonaLisa. Der weise Mann aus der Toskana schenkt mir Farben. Noch völlig gerührt und mit einer Träne im Auge rasen wir weiter in der Unendlichkeit. Gönnen uns zwischendurch eine lustige Fahrt auf den Ringen des Saturns. Begrüßen die kleinen grünen Männchen auf dem roten Mars und flutschen durchs nächste Loch. Mr.Spock verabschiedet sich kühl aber galant, Captain James Tiberius Kirk hat Ärger mit den Klingonen. Ich hebe meine Hand zu der Grußgeste der Vulkanier: Lebe lang und in Frieden. Codo winkt mir liebevoll aus der Sternenmitte beim vorbeidüsen.

Es wird Zeit wieder auf den blauen Planeten zurück zu kehren. Doch bevor ich wieder auf meinem Sofa lande, mache ich noch einen Abstecher zu Anton Zeilinger in Oberösterreich. Wir verabreden ein Treffen in Cern. Vielleicht drehen wir dort eine Runde im Teilchenbeschleuniger und treffen Galileo Galilei.

Reisen bildet und diese Physiker sind keineswegs trocken langweilig. Allesamt mit sehr viel Humor und künstlerischer Kreativität ausgestattet.

Phantastisch so eine Reise durch die Zeit, da brauche ich doch kein Studium mehr und die Zeit vergeht wie im Flug.

Jetzt habe ich wieder ausreichend Zeit zu Malen, Schreiben, Musik zu hören oder vielleicht wieder mal nach ewigen Zeiten ins Kino zu gehen.

Der Film The Theory of Everything (Die Entdeckung der Unendlichkeit) soll ja sehr interessant sein.


Manifeste Armut in Österreich

PullOut


Manifeste Armut, was ist das genau?

Im Jahr 2010 erreichte die Zahl der manifest Armen mit 511.000 (2009: 488.000, 2005: 344.000) einen neuen Höchststand. Manifest arm sind armutsgefährdete Personen, die zusätzlich finanziell depriviert sind. Das bedeutet, dass auch Grundbedürfnisse aus finanziellen Gründen nicht mehr gedeckt werden können.

Nach der nationalen Definition treten Einschränkungen bei mindestens zwei von sieben Merkmalen auf:

• Die Wohnung angemessen warm zu halten

• Regelmäßige Zahlungen (Miete, Betriebskosten) rechtzeitig zu begleichen

• Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in Anspruch zu nehmen

• Unerwartete Ausgaben (z. B. für Reparaturen) zu finanzieren

• Neue Kleidung zu kaufen

• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen

• Freunde oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einzuladen.

Unter den Armutsgefährdeten kann sich etwa die Hälfte (51%) einen für Österreich absolut notwendigen Mindestlebensstandard nicht leisten. Das sind 6,2% der Gesamtbevölkerung. Unter den Armutsgefährdeten kann sich etwa die Hälfte (51%) einen für Österreich absolut notwendigen Mindestlebensstandard nicht leisten. Das sind 6,2% der Gesamtbevölkerung.


Erklärung zu depriviert: „Unter deprivierten Haushalten versteht man zum Beispiel: Alleinerziehende (unvollständige Familien); Haushalte, mit mind. einem behinderten Mitglied; Haushalte, in denen mind. ein Mitglied Ausgleichszulage, Arbeitslosengeld etc. erhält.“

Persönlich kann ich derzeit keinen Kommentar dazu abgeben - es wäre meiner Gesundheit nicht sehr zuträglich.

Eines sei gesagt, alle Punkte treffen seit Jahren auf mich zu!


Photographie - Malen mit Licht


Heute habe ich mir ein kleines Weihnachtsgeschenk gegönnt!

Nach der Therapie  war ich in einem kleinen feinen Geschäft. Ein Paradies für eine kunstaffine Person wie ich es bin. Alles das dort angeboten wird, ist aus Materialen gefertigt, die meist im Müll landen. Sitzgelegenheiten aus Büchern, Filmrollendosenhocker, Taschen aus LKW-Planen, Ringe aus alten Skiern, Stehlampen aus Telefonen und unzählige viele andere Recyclingkunstwerke.

Ich hatte zuvor im Internet ein Kleid entdeckt, dass ich mir ganz genau ansehen wollte. Atemberaubend kann ich nur sagen! Doch laut des äußerst freundlichen Mitarbeiters, nicht verkäuflich. Es besteht aus unzähligen Metallplättchen die mit kleinen Ringen zusammengefügt sind. Diese Metal-Robe wurde für den Live-Ball gefertigt, alles Handarbeit. Und dann gab es da noch eine Jacke aus vielen schmalen Filmstreifen. Sah einer Federboa sehr ähnlich. Ich war begeistert. Ja, und dann hängen da diese vielen bunten Weihnachtskugeln. Jede ein kleines Meisterwerk. Einige davon auch mit alten Filmrollen bestückt.

Meine Kugel (BlogBild) sieht besonders bunt aus, weil sie mit kreisförmig ausgeschnittenen Fotos geschmückt ist. Wunderbar, ich freu mich schon dieses Unikat auf meinen Christbaum zu hängen.

Diese  historischen Utensilien  der Photographie erinnerten mich an meine erste Kamera zu Hauptschulzeiten, wo man den Film einspannte und allerhöchstens 36 Fotos machen konnte. Waren diese dann geknipst, brachte man die Rolle zu einem Photographen und dort wurden die Bilder entwickelt. Man musste manchmal bis zu einer Woche darauf warten. Spannend das Ganze, weil man ja nicht wirklich wusste, ob man tatsächlich gute Schnappschüsse gemacht hatte. Beim Abholen sah man sich die Bilder an und falls das eine oder andere nicht ganz in Ordnung war, konnte man es zurücklassen. Mit den Fotos ging man dann zu Verwandtschaft und Freunden und wollte sie diesen unbedingt zeigen. Dazu erzählte man vielleicht die eine oder andere Anekdote.

Etliche Alben habe ich voll geklebt; bei Urlaubsbildern auch einige zusätzliche Andenken (Muscheln, Sand, Servietten, Eintrittskarten usw.) dazu geheftet. Kiloschwere Bücher an Erinnerungen sind daraus entstanden. Falls man das eine oder andere Bild vervielfältigen wollte, musste man die Nummer auf dem Negativ angeben und nachbestellen. Mein letzter AnalogPhotoapparat ist leider verloren gegangen, mit einem noch nicht ausgeknipsten Film.

Zu meinem 50. Geburtstag bekam ich eine digitale Spiegelreflexkamera geschenkt. Hauptsächlich war sie dafür gedacht meine Malereien so vorteilhaft wie möglich ab zu lichten. Was ganz gut funktioniert.

Aber so manches Mal gehe ich regelrecht auf Fotosafari. Auf der Jagd nach Motiven, oft völlig unscheinbare Dinge, die auf dem Foto dann wunderbar zur Geltung kommen. Natürlich auch Menschen in meinem Umfeld, meine Katern und eben meine Kunstwerke. Das praktische daran ist, ich kann dutzende Fotos machen, ohne eine Filmrolle zu wechseln. Unterschiedlichste Einstellungsmöglichkeiten und Funktionen, die ich noch nicht alle ausprobiert habe. Manche muss ich oft mit Hilfe der dicken Gebrauchsanleitung durcharbeiten. Keine Ahnung wie viele Aufnahmen ich tatsächlich schon gemacht habe, aber es sind sicherlich Tausend oder mehr. Die Speicherkapazität meines Laptops habe ich daher schon des Öfteren aufrüsten müssen, weil der Platz ganz schön eng wurde. Man stelle sich diese Anzahl auf Fotopapier vor!

Fein ist natürlich auch, dass ich mir die Fotos sofort ansehen kann. Ich kann sie so oft duplizieren wie ich möchte, weitersenden, irgendwo im wwNetz posten, ausdrucken, bearbeiten, Details ausschneiden, neue Bilder daraus basteln usw.

Eines finde ich dabei aber schade. Man sieht sich diese Momentaufnahmen selten gemeinsam mit anderen Menschen an.

Fotografieren macht mir gleichermaßen Freude, wie das Schreiben und das Malen, weil es ebenso phantasievoll sein kann.

...und ich stehe gerne vor und hinter der Kamera! 

Hier eine kleine Auswahl:


Ernte aus Loggianien

Vollmond 





















Silvester 




Traumobjekt


Erdbeermarmelde


Gips















Bluesanne-Regal



Bluesanne-Minis












Bluesanne

Schreibmaschine





















VideoSpielerei mit bearbeiteten Fotografien 03.06.2011

Österreichische Rarität aus der Musikszene kombiniert mit der Einzigartigkeit von Bluesannes Fotospielereien.

Seltsam anmutend, dennoch faszinierend!




Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Gewaltiger Fehler

LostSoul
Ja prügelt nur weiter auf die Opfer ein.
Predigt Eure Weisheiten:
Finde Dich selbst,
liebe Dich selbst.
Schließe Frieden, mit Deinem inneren Kind.

Dieses Kind ist tot, es hat nie  als Kind gelebt,
verdammt noch Mal, versteht ihr das nicht?


Sagt ihnen weiter: Ach was bist Du für ein armes Opfer
Warum hast Du nichts dagegen gemacht?
Es wird schon einen Grund gegeben haben?
Heute kannst du wieder fröhlich sein.

Jammer nicht, beklagt dich nicht, es ist vorbei.


Es ist NIE vorbei!!!

Hebt die Täter durch Eure Aufmerksamkeit in den Medienhimmel.
Jubiliert ihnen mit Tausenden Zwitschern.
Lest ihre Bücher.
Schlagt sie verbal mit eurer Empörung nieder.
Prügelt sie mit eurem Interesse in den Mittelpunkt der Erde.

Aber bitte lasst mich in Ruhe!
Lasst mich in Frieden, lasst mir meinen Frieden endlich finden auf dieser verdammt brutalen Erde!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Ein Tag eines verprügelten Kindes

LostSoul
Anfang der 70er:

Meine Oma weckt mich um halb Sieben in der Früh. Sie muss gleich weg, zu ihrer Arbeit bei der Bahn. Sie putzt dort den Dreck von dutzenden Männern weg. Sie beklagt sich nicht, weil sie froh ist überhaupt arbeiten zu können. Langsam stehe ich auf, mir tut noch alles vom Vortag weh. Aber ich packe wie jeden Tag meine rote Plastikschultasche und mache mich auf den Weg. Wenn die Glocken von der Kirche läuten, weiß ich es geht sich genau aus, dass ich pünktlich bin. Meine Oma hat mir noch ein Schmalzbrot eingepackt. Vor meinem Haus steht wieder dieses alte Motorrad. Es fasziniert mich und ich gehe mehrmals rundherum um es genauer zu begutachten. Aus meinem Staunen werde ich bald hochgerüttelt, in meinem Kopf höre ich das Brüllen meines Vaters.

Schnell laufe ich weiter. Vorbei an einem großen Gebäude, dass „Pflanzenschule“ genannt wird. Dann muss ich quer über den Tabor, vorbei bei einem Beserlpark wo auch die große Kirche steht. Damals gab es da noch keine Ampel. Doch irgendwie habe ich es immer geschafft, schadlos auf die andere Straßenseite zu gelangen. Nur noch ein paar Schritte und ich bin da. Meine Schule, ein uraltes Gebäude mit einem knorrigen riesigen Holzeingangstor. Ich wurschtle mich durch die Kindermenge und laufe in den ersten Stock. Brav setze ich mich an meinem Tisch. Schön hier zu sein, denke ich. Gespannt warte ich auf die erste Schulstunde. Vom Gang höre ich die Schulglocke, gleich geht es los. Aufmerksam und neugierig lausche ich meinen Lehrern. Es sind ausschließlich, für mich sehr alte Leute. Die Mathematiklehrerin hatte schon meine Mutter unterrichtet. Freunde habe ich nicht wirklich welche. Ich rede kaum etwas. Meist bin ich in meinen Büchern oder Heften vergraben. Ich will alles wissen und vor allem gute Noten. Es fällt mir auch nicht schwer, ich merke mir schnell das Erlernte und bin sehr ehrgeizig. Ablenkung gibt es ja kaum. Den einzigen „Gegenstand“ den ich nicht mag, ist Handarbeiten. Ich finde es langweilig.

In der großen Pause dürfen wir in den grauen Schulhof. Um mich rennen sie herum und ich verspeise mein Schmalzbrot. Ganz selten setzt sich jemand zu mir oder fragt mich, wie es mir geht. Hier in der Schule fühle ich mich wohl. Leider ist der Unterricht meist um 12 oder 13 Uhr schon zu Ende. Akribisch räume ich meine Schultasche wieder ein und schnalle sie wieder auf meinen Rücken. Ich schlendere die Gasse entlang und überlege, ob ich meine Oma bei der Arbeit besuchen soll.

Jetzt muss ich mich aber beeilen, sonst bekomme ich dort nichts mehr zu Essen. Meine Oma arbeitet bei einem kleinen Frachtenbahnhof in den Aufenthaltsräumen für die Mitarbeiter. Da gibt es Duschräume, eine Küche und eine Kantine. Jeden Tag wird dort frisch gekocht. Es ist zwar ein ziemlich langer Weg dorthin, aber es zahlt sich aus. Dort werde ich immer von allen verwöhnt. Das Essen wird frisch gekocht und oft gibt es als Nachspeise eine köstliche Sachertorte. Die Zeit vergeht immer sehr schnell und meine Oma drängt mich, nach Hause zu gehen.

„Wann kommst Du“, frage ich sie. „Na so wie immer, um 6 Uhr abends.“ Da läuten wieder die Kirchenglocken.

Diese Zeitspanne war immer die grausamste. Zu Hause warten, warten bis es Abend wird.

Zusammengerollt liege ich dann schon meist um halb sieben in meinem Bett und starre an die Wand. Es ist ein heißer Sommerabend und draußen strahlt noch die abendliche Sonne. Doch dicke schwere Vorhänge versperren den Schein in den kleinen Raum. Jede Sekunde fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Es besser, wenn ich mich ruhig verhalte. Schnell einschlafen und hoffen, dass ich vor morgen nicht mehr aufwache. Der Geruch von leicht angebrannten Fett und Fisch dringt durch ihre Decke. Aus der Küche höre ich wie das Wasser in die Abwasch fließt und das Klappern von Geschirr. Meine Oma wäscht immer ab, sie tut es gerne, sagt sie immer. Aber eigentlich lausche ich mit einem Ohr, immer in Richtung Eingangstüre. Jedes unbekannte Geräusch erschreckt mich und ich vergrabe mich noch tiefer unter meine Decke. Die Klänge aus der Küche werden immer leiser und ich schlafe endlich erschöpft ein.

Plötzlich, schrecke ich hoch. Ich schlage mir den Kopf an der Wand. Noch ganz benommen von dem Stoß blinzle ich vorsichtig aus meinem Bett. Ich sehe wie die Türe zum Vorzimmer zerbricht. Mit einem heftigen Fußtritt in die Glasscheiben donnert mein Vater ins Zimmer. Er knallt die demolierte Türe zu, dreht das Licht an und schreit, wie ein General auf dem Kasernenhof. „Aufstehen und Antreten.“ Mit einem Mal, war die noch bis vor kurzen herrschende Stille, durchbrochen. „Was ist los? raus aus den Betten“, brüllte er. So schnell, wie möglich laufe ich und meine Geschwister, meine Mutter und auch Oma zusammen. „Aufstellen“, war sein nächster Befehl. In einer Reihe stehen wir nun vor diesen völlig besoffenen Mann. Er trägt noch seine Arbeitskleidung, eine Uniform. Schwitzend reist er sich die Jacke vom Leib und schlägt sie mir ins Gesicht. Die silbernen Knöpfe treffen mich genau ins Auge. Ich möchte weinen, doch mein Vater brüllt: „Halt, ja den Mund!“. Dann packt er mich mit seinen groben Händen an den Haaren und drückt mich auf den Boden. „Wieso ist es hier noch so dreckig?“. Ich schweige und würdige ihm keinen Blick. Ich liege noch kauernd auf der Erde, will gerade aufstehen, doch da tritt er brutal mit dem Fuß auf meinen Rücken. Leise wimmernd bleibe ich liegen. Wie ein ängstliches Tier, stelle ich mich Tod.

Der Vater wendet sich von mir ab und packt seine Schwiegermutter am Kinn und zerrt sie so in die Küche. Alle anderen bleiben regungslos in dem kleinen Wohnraum stehen. Oma fleht ihn an:“Hör auf!“ Doch er packt sie am Nacken und drückt sie auf den Herd. Dort steht die Eisenpfanne mit dem vom Abendessen übriggebliebenen Fischstäbchen. Während er sie mit der einen Hand am Hals festhält, nimmt er mit der anderen Hand eines der Fischstücke aus der Pfanne. Mit brutaler Gewalt drückt er ihr das Essen in den Mund. „Das soll ein ordentliches Essen sein“, schreit er während er Oma ein Stück nach dem anderen in ihr Gesicht schmiert. Ihre Brille fällt zu Boden. Gott sei Dank, bekommt der besoffene stinkende Mann, Vater, Schwiegersohn, Ehemann das nicht mit. Omas Brille war schon etliche Male zu Bruch gegangen und wurde nur durch ein Klebeband zusammengehalten. Sie sieht ohne Brille kaum etwas und tastet sich hilflos an der Kredenz entlang. Bevor sie noch flüchten konnte, packt er sie abermals und schlägt ihr mit geballter Faust ins Gesicht. Oma stürzt benommen auf den Herd und die Pfanne fällt auf den Terrazzoboden.

Er verlässt das Schlachtfeld mit seiner verzweifelten Schwiegermutter, meiner Oma und sucht sich sein nächstes Opfer. Ich klettere winselnd die Leiter des Stockbettes hoch. Mit Schmerzen und vertrockneten Tränen verkrieche ich mich wieder unter meiner Decke. Starre wieder die Wand an und wage kaum zu atmen. Doch ich weiß, wenn das laute Schnarchen aus dem Nebenraum erklingt, ist es vorbei. Für diesen Tag zumindest. Meine vier Geschwister, die im selben Raum schliefen, verstecken sich ebenfalls unter ihren Decken. Oma klappte ihr Bett am Fenster auf und legte sich voll bekleidet hinein. Es kehrt wieder Stille ein. Ab und an lausche ich, ob das Schnarchen des Vaters regelmäßig klingt. Nur so, kann ich sicher sein, dass es nicht erneut zu Ärger kommt. Diese Gewaltorgien waren Alltag. Manches Mal wurde die halbe Wohnungseinrichtung demoliert. Wir alle wurden verprügelt. Einen wirklichen Grund oder eine Ursache gab es nicht. Die fadenscheinigen Beschuldigungen meines Vaters waren wohl für ihn ein Vorwand um seine Brutalitäten zu begründen.

Und ehrlich gesagt, ich habe mich auch nie gefragt, warum? Es war einfach so. Selbst als wir dann in eine größere Wohnung gezogen sind, wo wir Mädchen (3) und die Burschen (2) ein eigenes Zimmer hatten, war es nicht vorbei. Nein, ich denke es war noch viel schlimmer. Keine Ahnung, wie oft ich mich am Geländer des Balkons im 6.Stock verzweifelt geklammert hatte. Mit seinem doch beachtlichen Gewicht und der rasenden Wut hob er mich über die Brüstung und wollte mich runter schmeißen. Entsorgen. Ich habe im neuen sehr komfortablen Badezimmer nie gebadet. Selbst, wenn ich die Türe verschlossen hatte, verschaffte er sich gewaltsam Zutritt. Entweder verpasste er mir eine eiskalte oder brennheiße Dusche aber so, dass ich kaum noch zu Luft kam. Der Kampf in der Badewanne war immer wieder schrecklich. Die harten Stürze, immer wieder ausrutschen, auf die Fliesen knallen. Wie ein kleiner Käfer, der in einer Pfütze verzweifelt ums überleben kämpft. Auch die sexuellen Übergriffe fanden oft im Bad statt. Mit dem Kopf unter Wasser. Aber diese schrecklichen Bilder habe ich noch nicht parat, weil ich es noch nicht schaffe, sie mir an zu sehen. Unzählige andere Momente sind wohl ebenfalls noch im Dunkeln und ich weiß nicht ob je alle zum Vorschein kommen werden.

Aber wenn ich, wie gestern Nacht mit diesem Bericht aus den Medien, konfrontiert werde, dann kriechen sie in mir hoch. Und mit ihnen das Zittern, die Angst, die Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein, die Machtlosigkeit, der Schmerz, die Verzweiflung. Das schlimme daran, es hört nie auf. Auch wenn man denkt, es ist vorbei. Nein, es ist nur zugeschüttet. Missbrauch, Gewalt in der Familie, Prügel und derlei ähnlicher Vokabel sind lediglich Schlagworte in den Medien, die nie das beschreiben können, was es tatsächlich bedeutet. Nicht nur im Augenblick der Gewalt, dass was danach kommt ist ebenso grausam und kaum in Worte zu fassen.

Ich weiß, keiner will es mehr hören. Es ist so wie die unsagbar abscheulichen Geschehnisse aus den Kriegen. Fast schon genervt überhört oder überblättert man diese Kapitel.

Wenn diese Qualen zur geschehenen Vergangenheit gehörten, dann wäre das in Ordnung. Doch sie sind noch immer in der Gegenwart. Und darum muss es leider weiter zur Sprache gebracht werden. Viel zu viele schweigen.

So wirklich eine Lösung habe ich nicht, weil die Vision von Liebe Frieden Toleranz Akzeptanz Freiheit wird nur belächelt und als unmachbar abgetan.

Ich weiß nur eines, vor zwei Tagen dachte ich, jetzt ja jetzt bin ich einen Schritt weiter. Doch nun bin ich wieder zwei Schritte zurück. Wieder in die Höhle unter der Decke verkriechen. Die Angst hat mich wieder. 

Gut, dass ich morgen Therapie habe.

...diesen Bericht ging ein gewaltiger Ausbruch voran, bis ich überhaupt in der Lage war zu tippen... Gewaltiger Fehler


Mittwoch, 9. Dezember 2015

Mein perfekter Mann + Bonus!


In meinem bisherigen Leben hatte ich 3 sehr unterschiedliche Lebenspartner.

Mit sechzehn („like a virgin“) lernte ich meine ersten Partner kennen. Diesen habe ich mit neunzehn geheiratet. Aus heutiger Sicht eine Flucht aus meiner katastrophalen Familie in eine andere schrecklich nette Sippschaft. Mit 23  wurde ich Mutter. Es gab zwar Sexualität, aber für mich war das eine Sache, die man halt macht, weil es eben so zu tun ist. So wie die vielen anderen Dinge, die ich in all diesen Jahren immer von irgendwem aufgetragen bekam. Es war keine Hörigkeit, eher eine anerzogene Unterwürfigkeit. In all meinen Entscheidungen gelenkt von den um mich lebenden Personen. Dieser Kreis beschränkte sich auf Familie und Menschen in der Arbeit. Wobei vom Ehemann und dessen Familie streng darauf geachtet wurde, wer neu in den Clan auf genommen wurde. Falls es eine Person war, von der Gefahr drohte, wurde sie niemals akzeptiert und auf subtile Art und Weise vertrieben. Damals war das für mich zwar nicht ganz in Ordnung, weil ich äußerst selten eine Freundin oder Arbeitskollegin mit nach Hause bringen konnte, aber ich musste es hinnehmen. Was ich aber nicht erkannt hatte, dass es immer Menschen waren, die weit intelligenter und vor allem toleranter und weltoffener waren als diese angeheiratete Familie. Für Außenstehende mag es nach Mafia, Clangepflogenheit oder streng religiöser Sekte klingen. Aber es war eine stink normale österreichische Großfamilie. Geistige Sklaverei wäre wohl ein guter Begriff dafür. Vielleicht ist noch verständlicher, wenn man sich vorstellt, dass man 12500 mal hintereinander den Satz: „Du bist wertlos“ schreibt. Und sich danach fragt, wie man sich fühlt. 34 Jahre lang, jeden Tag, oft mehrmals täglich:“Du bist Dreck!“ eingemeißelt ins Hirn.  (Schuldig!)

1996 sagte irgendetwas in mir, da stimmt was nicht. Es muss sich was ändern, was? Ich weiß es nicht genau, aber ich muss raus!

1997 begann ein völlig anderes Leben. Ein Leben in Freiheit, mit all seinen Vor und Nachteilen. Obwohl ich diese desaströse Ehe hinter mich gebracht hatte, wollte ich nicht ohne Partner durchs Leben gehen, stehen und liegen.

Mein zweiter Partner war P. (der 180 kg Mann) – ein ganz besonderes und eigenes Kapitel.

 1.Akt    2.Akt    3.Akt  4.Akt  5.Akt  Epilog



Natürlich hatte ich viel auf zu holen, in jeglicher Hinsicht. Aber vor allem das wahrhaftige Sein eines femininen Wesens. Ich bin gerne Frau, und wollte nie was anderes sein. Die Feldforschungen im Bereich der Sexualität waren, sagen wir mal sehr umfangreich. Dementsprechend auch die unterschiedlichsten Männer in Alter, Aussehen, Status, Charakter usw. Was genau die Gemeinsamkeit dieser Parade an „Lover“ war, kann ich nicht wirklich sagen.

Selbstverständlich gibt es optische Reize, wie Augen, Haarpracht oder Figur, aber so wirklich aufzeichnen oder malen könnte ich DEN Mann nicht. Die Attraktivität des Geistes spielte sicherlich auch eine Rolle in dieser Reihe von Kurzzeitbekanntschaften. Auch bei den männlichen Exemplaren der berühmten und bekannten Spezies konnte ich nicht wirklich Parallelen oder Gemeinsamkeiten erkennen. Angefangen vom Everbodys-Darling George Clooney oder Johnny Depp bis hin zu Oskar Werner, Stephen Hawking, Kevin Spacey, Tommy Bolin, Falco, Thomas Müller, Willy DeVille, Jack Nicholson und einige andere, reicht die Bandbreite für mich interessanter Männer. Wobei diese sicherlich eher in die Kategorie Schwärmerei oder Faszination gehören.

2005 erschloss sich mir eine völlig neue Variante des Reizes an einem Mann, die ich bisher so hautnah noch nie erlebt hatte. Ein sehr herzlicher, fröhlicher, höfflicher, kreativer und nicht unschöner Mann mit einem kleinen Geheimnis. Ich denke, es war der zweite oder dritte Besuch bei ihm, da stand er plötzlich in Nylons, Heels und Rock vor mir. Da ich diesen Mann als Freund sehr schätzte, ließ ich diesen Anblick erst einmal eine Zeit lang auf mich wirken. Das erste was ich absolut betörend fand, waren die Beine. Solche Beine wünscht sich wohl jede Frau. Umso länger und umso öfter er diese „Verkleidung“ anlegte, desto spannender und anziehender fand ich das. Es gefiel mir.

Natürlich kannte ich Rocky Horror Picture Show, wo Tim Curry den sweetest Transvestite Dr. Frank N. Furter sensationell mimte. Selbst Peter Alexander ist schon in Frauenkleidern in Charleys Tante herum getanzt. Nicht zu vergessen, eines meiner Lieblingsfilme „Some like it hot“. Tony Curtis und Jack Lemmon stöckeln Sugar Marilyn Monroe auf dem Bahnsteig hinterher. Es waren amüsante Filme, aber ich brachte das nie mit sexuellem Interesse in Verbindung. Na vielleicht bei Tim Curry doch schon ein wenig, aber bewusst war es mir nicht.

2007 lernte ich meinen dritten, und bisher letzten Partner kennen. An einem Ort, wo es wohl keiner vermuten würde. Ein heimeliger kleiner Swingerclub, wo sich die schönen der Nacht herumtreiben. Ein schlankes Wesen in hochhackigen Stiefeln, Lederrock, Strümpfe, engem Body, ziemlich dick geschminkt, mit Schmuck behängt und einer Handtasche am Arm betrat diesen Ort der Amüsements. Der Blitz hatte eingeschlagen und das auf beiden Seiten. Mir war absolut klar, das ist ein Mann, und das war gut so. Jedoch, was will er? Nach meinem damaligen Wissen, waren Männer nur deshalb so feminin aufgebrezelt, weil sie andere Männer erobern wollten. Ich hatte keine Ahnung von der unendlichen Vielfalt der TS, TV, Transgender, DWT, Crossdresser, Dragqueens und und und. Bis heute habe ich das nicht wirklich durchblickt. Während der Beziehung mit diesem Mann, wurde mir klar, es nicht ausschließlich ein sexueller Reiz oder ein Fetisch. Es war mehr. Ich liebte diese zwei Personen, die oft sehr unterschiedlich waren. Unabhängig von der Kleidung, vollzog sich da wohl auch eine innerliche Verwandlung. Doch irgendwie scheint es mir, als wäre er nie wirklich da angekommen, wo er sein wollte. Die Phasen der Verwandlungen wurden immer weniger. Seine Persönlichkeit litt offensichtlich sehr darunter. Viele andere Ereignisse in dieser Lebensgemeinschaft, ließen diese Verbindung im Jahre 2011 auseinander brechen.

Ab diesen Zeitpunkt hatte ich dann ohnehin noch viele andere Baustellen in meinem Leben. Meine Krankheiten, Jobverlust, monetäres Dilemma, Existenzkämpfe usw. standen im Vordergrund. Ich hatte absolut kein Interesse an irgendeiner Art von Beziehung und schon gar nicht an Sex. Diese Bedürfnisse waren tot.

Der Wunsch einen Lebensmenschen an meiner Seite zu haben, ist seit geraumer Zeit wieder präsent. Jedoch gehe ich dieser Sache ein wenig gelassener vor als noch vor Jahren. Die krampfhafte und verzweifelte Suche nach der wahren BisAnsLebensEndeLiebe ist zum Scheitern verurteilt. Der auferlegte Zwang endlich den Mann zu finden, ist wie 8 Stunden in unzähligen Geschäften nach einem bestimmten paar Schuhe suchen, und am Ende des Marathons dann letztendlich aus Frust und Verzweiflung irgendeine beliebige Fußbekleidung mit zunehmen. Damit man nicht leer nach Hause geht.

Dutzend Profile in den unterschiedlichsten Singlebörsenforen habe ich entfernt. Ich habe dort zwar schon manch spannenden Menschen kennen gelernt, den ich nicht missen möchte. Doch mittlerweile entwickeln sich diese Datingplattformen zu einer sehr oberflächlichen, auf Stammdaten beruhende Suche nach Traumvorstellungen, die sich jedoch die meisten ohnehin nie verwirklichen können oder wollen. So mein Eindruck.

Ich denke es ist die Arbeit an sich selber, die einem den Menschen treffen lässt, der passt. Passend zu diesem Zeitpunkt. Die Dauer ist ungewiss. Aber ich glaube auch, umso mehr man sich seiner Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse bewusst wird, desto eher trifft man den richtigen Menschen. Ein Rezept gibt es ohnehin nicht wirklich.

Es gibt Alkoholiker, Drogensüchtige, Schwule, Lesben, kranke Menschen, alte Menschen, Menschen mit kleinen und großen Handicaps und all diese haben auch noch, wenn sie Glück haben einen Partner. Diese sind dann zwangsläufig in den jeweiligen Lebensumständen des Partners involviert. Somit ist es  nicht  ausschließlich  eine Sache der „Betroffenen“ selbst.

F+F könnte Freunde finden bedeuten.

Frei und Farbig , die Fische die hier schwimmen.

Mir ist bewusst, dass  f+f  keine Partnerbörse ist.

Mir ist auch bewusst, das  f+f  keine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe für außergewöhnliche Lebensfragen oder Lebensformen ist.

Kein Outing!  Keine Lebensbeichte!  Keine Provokation!

Lediglich meine gefühlten Gedanken brachten mich zum Kreieren dieser Buchstabenreihe.

Aber vielleicht gibt es auch zu dieser Thematik Erfahrungen, Erkenntnisse, Erlebnisse, Informationen und/oder Meinungen.

Es würde mir sehr gefallen.

So wie mein Gedanke an den Mann mit dem Bonus.

PS: Bin ich dann eigentlich Bi oder lesbisch, Wurst, ich möchte wieder Philanthropin sein!

Ich kann nicht brechen das ist eben das Schlimme. Ich zerbreche nie, bin der prädestinierte Phönix. ( Franziska zu Reventlow 1871 – 1918)

…diese Worte schreibt mir seit vielen Jahren eine äußerst bemerkenswerte junge Frau auf meine FB-Wand, wenn ich mich in meinen schwarzen Löchern befinde – schön langsam erschließt sich mir ein wenig der Sinn daraus.



"Well, nobody's perfect!" (letzter Satz in „Manche mögens heiß“)


Meine Allerliebste!



Heute war es wieder soweit. Endlich. Die Vorfreude begann schon heute Nacht und ich konnte noch weniger schlafen als ich es ohnehin schon tue. Also habe ich meine Wohnung etwas zurechtgemacht. Mein Domizil ist nichts für Puristen und schon garnichts für Bildergeradehänger. Eher eine Melange an Notlösungen. Daher auch liebevoll meine Kreativbaustelle genannt. Die notwendigsten Handgriffe Hausarbeit (Katzenklo ausmisten, ein wenig kehren, Geschirr wegräumen, Mist ausleeren und auf meinem Schöpfungssofa Platz machen) sind schnell und halbwegs schmerzfrei zu schaffen.

Sie soll sich ja wohl fühlen und nicht denken, ich sei ein Messie. Kreativ künstlerisch ja, aber nicht verwahrlost. Nachdem ich also, die letzten Brösel von der Sitzbank entfernt hatte, ruhte ich noch ein wenig, um fit für den Besuch zu sein.

Um 12 Uhr mittags war sie dann endlich da. Meine Allerliebste. Quirlig mit ihrer wuscheligen Haarpracht und fröhlich wie immer empfing ich sie an der Haustüre. Sie kam mir mit zwei prallgefüllten Einkaufstaschen strahlend entgegen. Bevor sie diese noch abstellte, streckte sie mir ihre gespitzten Lippen für einen Willkommenskuss entgegen. Dann eine innige warme Umarmung.

„Kaffee oder Tee“, fragte ich. „Tee, aber jetzt schau mal hier“ Sie stellte die schweren Sackerl auf den Küchenschrank. Ich stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd und löffelte das Kaffeepulver in den Filter der Maschine. Währenddessen breitete sich vor mir eine Delikatesse nach der anderen aus.

Drei Sorten Schinken, 2 Sorten Käse, Mandarinen, Miniparadeiser, Orangensaft, 2 Packungen Kaffee (mein Lieblingskaffee!), 1 Packung Kekse, 1 Paar Sacherwürstel, 10 Semmeln, 1 Dose Liptauer und als Krönung ein Brathendl. „Du hast sicher schon lange keines gegessen“, sagte sie. Wie Recht sie hatte. Ach und an meine Katern hat sie auch gedacht und ihnen 2 Dosen Futter mitgebracht.

Ich musste erst einmal kurz durchatmen und einen Schritt zurück treten, um diese Pracht ein Leckereien zu bestaunen. Weihnachten schon heute! Dankbar mit einem Tränchen im Auge drückte ich meine Allerliebste. Ich verfrachtete den Großteil der kulinarischen Gaben in den Kühlschrank. Üblicherweise war es da drinnen sehr übersichtlich und hell. Nun war der Eiskasten so voll gefüllt, wie schon lange nicht. Gemeinsam stellten wir uns einen opulenten Brunch zusammen.

Da kramte sie abermals in ihrer Tasche und meinte breit grinsend: „Der Nikolo hat mir noch ein Sackerl für Dich mit gegeben.“ Zigaretten und ein wunderbares Paar Handschuhe aus schwarzen Leder. Sehr elegant schmiegen sie sich an meine langen Finger und reichen weit über das Armgelenk, was sicherlich sehr angenehm an kalten Tagen sein wird. Meine Freude war grenzenlos.

Nach der Bescherung und meinem Jubelgeschrei machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Es gab sehr viel zu erzählen. Wir sehen uns lediglich einmal im Monat. Aber dann ordentlich.

Als ich sie vor 10 Jahren kennenlernte war sie hochschwanger. Damals waren wir noch per Sie, da sie die Sozialarbeiterin im Betrieb war. Doch ich denke, es gab damals schon eine gewisse Sympathie füreinander. Spätestens ab dem Zeitpunkt als ich ebenfalls ein Mitglied des fixen Teams wurde, wuchs das Interesse aneinander. Abgesehen davon, dass wir im Job sehr intensiv zusammen arbeiten mussten, verbrachten wir auch immer mehr private Zeit miteinander. Ich lernte ihren Ehemann, die Tochter und den Junior kennen. Ein völlig neues Gefühl für mich in einer gutfunktionierenden Familie Gast zu sein. Viele Jahre lebte sie in Niederösterreich, aber wir haben es immer geschafft, Zeit füreinander zu haben. Obwohl unser Lebensstil ein völlig unterschiedlicher ist, sind wir total auf einer Wellenlänge. Sie durchlebte mit mir all meine nach Liebe suchenden Eskapaden, die massiven Auf und Ab Phasen meiner psychischen Krankheit, meinen Jobverlust, die permanenten Existenzängste und viele andere schlimme Zeiten.

Wenn ich nach Hilfe schreie, wird eine Krisensitzung anberaumt um gemeinsam nach einer Lösung zu arbeiten. Und selbst wenn ich im tiefsten Loch bin, hat sie immer eine Idee. Ich bewundere ihre grenzenlose Zuversicht und frage mich bis heute, woher sie die nimmt. Ihre Tochter, mittlerweile ein hübscher Teenager mit all den Tollheiten der Pubertät ausgestattet. Aber die junge Dame hat klare Vorstellungen und viele ideenreiche Pläne für ihr zukünftiges Leben. Der Junge, ein blonder Lockenkopf mit himmelblauen charmanten Augen, spitzbübisch und ebenfalls sehr schlau.

Aber auch meine Allerliebste hatte schwere Zeiten.

2011 starb ihr Ehemann und mit einem Schlag war sie Witwe. Er war erst 45 Jahre alt. Diese Zeit schweißte uns noch mehr zusammen. Kurzerhand entschloss sich meine kleine „Adoptivfamilie“ nach Wien zu ziehen. Ein Neubeginn in einem komplett anderen Umfeld, mit völlig neuen Lebensbedingungen. Vom Land in die Großstadt. Es war eine gute Entscheidung, vor allem für die Kinder. Außerdem konnten wir so noch intensiver aufeinander schauen. Für sie war es eine völlig neue Lebenssituation. Bisher hatte sie noch nie alleine gelebt. In dieser Hinsicht bin ich ja ein Profi und da konnte ich ihr mal mit meinen Erfahrungen aushelfen.

Doch sie hatte das unsagbare Glück, wieder einen Mann zu finden. Der Traummann, ganz und gar. Es tut so gut, diese Familie zu erleben und aus der grenzenlosen Energie Kraft zu schöpfen. Auch wenn ich mittlerweile schon fast zwei Jahre nicht mehr bei ihnen auf Besuch war, spüre ich diese Energie. Bei jedem SMS, kurzen Telefonat oder Mail, dass ich von meiner Allerliebsten erhalte.

Sie hat es mir nie übel genommen, dass ich mich in meiner Kreativwerkstatt ein geigelt habe. Auch nicht, als ich mich monatelang nicht am Telefon meldete, wenn sie anrief. Zwischen meinen schwarzen Löchern plagte mich mein schlechtes Gewissen und ich bat sie dann immer inständig um Verzeihung. Dafür bekam ich jedes Mal Schelte, weil es nicht notwendig war. Sie konnte mitfühlen, wie ich fühlte. Und umgekehrt ist es genauso. Es herrscht ein Gleichklang und dennoch lassen wir uns gegenseitig so wie wir eben sind. Mit all den Dellen und Kratzern, die wir im Laufe des Lebens abbekommen haben.

Das Geheimnis dieser Freundschaft scheint auch die absolute Ehrlichkeit zueinander zu sein. Sie hat die Gabe mir sehr unangenehme Dinge so zu vermitteln, dass ich noch nie einen Grund hatte auf sie sauer oder gekränkt zu sein. Weil ich weiß, sie schaut auf mich und will mich keineswegs belehren, verändern, beleidigen oder ihren Willen aufzwingen. Sehr subtil schafft sie es mich in die Richtung zu schieben, die mir gut tut. Ich habe sie auch schon ein paar Mal auf ihren Weg zurück gebracht. Doch ich bin da wesentlich direkter in meinen Worten und Ansagen. Aber auch das hat nie zu Auseinandersetzungen geführt. Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals gestritten hätten, vielleicht eine heftige Diskussion, aber die Freundschaft war nie in Gefahr auseinander zu brechen.

Die heutigen Stunden waren intensiv wie immer. Besonders emotional waren ihre Erzählungen über die Gedenkmesse für ihren Vater, der vor Kurzem verstorben ist. Diesen kleinen weißhaarigen, charmanten, sehr klugen Mann durfte ich auch Kennenlernen. Ebenso ein ganz wertvoller Mensch, genau wie meine Allerliebste.

Jetzt wo phasenweise wieder kleine Lichter in meiner Höhle aufflackern erkenne ich diese unschätzbare Freundschaft noch viel mehr als Geschenk. Oft beneide ich Menschen, die unzählige Freunde und Familie haben und rundum betreut werden. Und so manches Mal habe ich mich gefragt, warum ich so alleingelassen durchs Leben gehe.

Aber heute konnte ich dieses Hadern mit der Einsamkeit in meinem Herzen ein bisschen eindämmen. Meine einzige Freundin und Allerliebste hat es wieder einmal geschafft. Sie hat mich mit ihrer gutdosierten Mischung an Tritten in meinen Hintern, Ausdauer, Geduld und unendlich viel Zuversicht und Liebe ein wenig aufgerichtet. Sie wird es solange und sooft tun, wie es nötig ist. Und ebenso möchte ich das für sie tun, denn wir können nur zufrieden sein, wenn es uns Beiden gut geht.

Überdies bin ich heute so vollgegessen, wie schon lange nicht und es ist noch ausreichend Essen für die nächsten Tage da.

Für dieses menschliche Kunststück erhält sie von mir einen ganz besonders strahlenden Stern in meine HALL OF FRIENDS! Zusätzlich noch einen EhrenStern für ihr Engagement und die Leidenschaft in ihrem Beruf als Sozialarbeiterin, Bewährungshelferin und ihre Besuchsdienste bei alten kranken Menschen.

Selbstverständlich erhalten auch ihre Kinder und der Traummann einen Stern. Allesamt meine Adoptivfamilie.

Danke, ich liebe Dich meine Allerliebste.

Jeder Mensch sollte eine Kostbarkeit wie meine Allerliebste an seiner Seite haben.

Diese Geschichte als Geschenk für meine Allerliebste!