Donnerstag, 14. November 2013

Verborgener Schatz in Floridsdorf!


Mehr als 400 Bluesanne-Werke in einer BaustellenWohnung entdeckt!

Jedes Bild ein Unikat- ein Original, welches ein besseres zu Hause verdient hat.

Interview mit einem BlusanneBild: „Ich will auf keinen Fall mein Foto auf „LostArt“ entdecken und in irgendeinem Lager, verpackt zu verstauben. Mein Traum: FoundArt“.


Sie haben die Möglichkeit eines dieser Bilder aus ihrem unwürdigen Umfeld zu retten. Nehmen Sie ebenfalls die Gelegenheit wahr, die Künstlerin noch leben(dig) kennen zu lernen.
 Vielen Dank!


Mittwoch, 13. November 2013

Inventur - Bestandsaufnahme

ShadowMe
11.11.2013
20 x 20 cm
Acryl + Marker auf Leinwand

Gedanken, nachdenken. Gehör,  zuhören. Lesen, gelesen. Gesehen, zusehen. Durcheinander, ordnen. Informationen, formatieren. Zusammenhänge, auseinander nehmen. Unordnung, sortieren.
Tag, schlafen. Nacht, wach sein. Kater liegen, rennen, fressen, putzen, kratzen Möbel, scheißen in die Kiste. Sie sehen mich an. Kuscheln bei mir, mit mir. Sie beruhigen mich. Frühstück ist gleich Jause. Kaffee mindestens 5 Tassen. Zigaretten rauchen.
Bilder malen, Zeichnungen kreieren, Texte tippen.

Gedanken: es tut weh, die Umweltkatastrophen, die Menschen die leiden, die Tiere, welche vergessen werden, die Unsicherheit, die sich breit macht, die Undurchsichtigkeiten – wie ein Nebel der dick über der Erde schwebt und sich immer tiefer hinab senkt. Entsteht dadurch diese Kurzsichtigkeit bis hin zur Blindheit? Dunkle Brillen, die keinerlei Umsicht mehr erlauben. Schwarze Gläser, die vor unbequemen Anblicken schützen. Trotz Klimaerwärmung, Eiseskälte. Bewusst einsperren, um diese Temperaturen nicht zu fühlen. Nichts an mich ran lassen. Geschlossen; Out of Order! Funktionieren, aber nicht agieren können. Gelähmt, Gehemmt, Gebrochen. Zweifel machen verzweifelt. Manchmal klopft es an, das vage Gefühl von Interesse. Interesse an anderen Menschen. Smalltalk. Manches Mal sogar tiefgehende Worttauschereien. Es kommt nicht wirklich in mir an. Im Verstand, ja. Im Herz, nein. Weiter darüber zu grübeln, scheint unfruchtbares Gedankengut.

Gehör: Der Fernseher. Sprachfetzen. Wortkonstrukte aufnehmen. Diskussionen, Informationen mit dem Kopf verspeisen, speichern. Die Geschirrspülmaschine. Das Piepen der Mikrowelle. Das Gurgeln der Kaffeemaschine. Vereinzelte musikalische Zwischentöne aus dem Internet. Das Mauzen der Katern, wenn sie der Hunger plagt. Das knirschende Geräusch aus dem Katzenklo, wenn die Notdurft gewissenhaft vergraben wird. Selten, das Vibrieren des stummen Handys. Das Klicken des Feuerzeuges. Das Ausatmen des Zigarettenrauches. Knackendes Holz des Fensters – die Kälte will hinein. 

Lesen: Informationen aus dem Internet. Unbekannte Worte googeln. Fernsehprogramm durchstöbern, bevorzugte Sendungen speichern. Mails, vorwiegend Nachrichten, die nicht persönlich an mich gerichtet sind. Blogs von spannenden Menschen durchforsten. Recherchen. Wissen sammeln.

Gesehen: Fernsehen, Computer, Texte, Bilder, Farben, Kater x2, Blick aus dem Fenster: Straßenlaterne, Dächer der niedrigen Häuser gegenüber, Dunkelheit, Krähe auf der Straßenlaterne.

Überschaubarer und ziemlich gleichmäßig ablaufender Tag. Viel mehr geht im Augenblick nicht.

Ab und an die Nase vorsichtig raus stecken. Ziemlich bald wieder umkehren. In die beschützende Höhle. Das Sofa umrahmt mit meinen Farben und allen was ich gerne parat habe. Die Kater gesellen sich dazu. Im Moment ist es ausreichend. Langsam und stetig auf mein Ziel hinarbeiten. Angepasst an mein Tempo. Schritttempo. Schlendernd ohne Hast. Ein Spaziergang mit vielen Erkenntnissen. Sammeln von Eindrücken. 

Alles mit dem Ziel, meine Phantasien, Träume, Wünsche und Vorstellungen zu verwirklichen. 

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Korrespondenz mit Susi (16 Jahre im Jahre 1978) – eine Zeitreise ins BewusstSein.

Samstag, 31.08.2013





„Mann“ in Floridsdorf. Als Du 1978 hier gewesen bist, gab es das Kaffeehaus noch nicht. Damals war hier, glaube ich, der „Schöps“, oder? Warst Du zu dieser Zeit in Floridsdorf unterwegs? Doch, oder? Du bist ja mit der Schnellbahn in die Arbeit gefahren. Deine Lehrstelle, welche Du Dir ganz selbstständig gesucht hast. Nachdem die Handelsschule nicht so erfolgreich gelaufen ist. Was war geschehen? Du hattest doch immer so gute Noten. Achja, da war diese präpotente Professorin, irgendwie hat sie Dich nicht gemocht. Und bevor Du mit einem negativen Abschluss rausgehst, bist Du gegangen. War das damals auch schon dieses Rückzugsverhalten? 

Innerlich wusstest Du doch, was für Dich nicht gut ist. Das Motto: „Ich weiß nicht, was ich will, aber ich weiß genau, was ich nicht will".

Wie war das mit der Liebe? Kann man diesen Begriff überhaupt begreifen, wenn man nie welche erhalten hat? Kann sich dieses lebenswichtige Gefühl selbstständig entwickeln? Liebe lernen?, kennen lernen wohl eher. Du hast mir erzählt, dass alles was jemand offensichtlich für Dich getan hat, irgendwie falsch interpretiert hast. Also eine Einladung zu einem Eis oder Getränk hatte schon enorme Bedeutung. Das Wissen über Gefühle, positive wohlgemerkt, war gering. Woher solltest Du auch darüber Bescheid wissen. Niemand hat es Dir wirklich vermittelt oder davon erzählt. Und falls es Dir dann doch, das eine oder andere Mal widerfahren ist, war es Dir fremd. Du konntest wohl nur völlig irritiert reagieren. Ob Du Dir Zärtlichkeit und Geborgenheit gewünscht hast? Ich bin mir ziemlich sicher. Aber es war Dir fremd, und Du hattest Angst davor, mehr als vor den psychischen du physischen Grausamkeiten die man Dir angetan hat. Warst Du nicht damals schon eine Einzelkämpferin? Ich denke schon. Vertrauen war ebenso befremdend wie warme Gefühle. Eine völlig verkehrte Welt. Wie ist das, wenn man ahnt, alles Bisherige war falsch? Tief in Dir drin, waren immer die abertausend Fragen, das hat sich bis heute nicht geändert. Wieso hört man dann nicht darauf? Positive Orientierungshilfen konntest Du nicht wirklich nutzen und/oder gar ausloten. Gab es Menschen, denen Du vertraut hast? Deine Oma, vielleicht. Sie war immer sehr ehrlich und geduldig mit Dir. Ich glaube, sie war auch ein Mensch, der Dich gut kannte. Wirklich belügen konntest Du sie nicht. Nicht aus Angst, vor Strafe, sondern aus Respekt vor ihr. Durch sie hattest Du ein paar wenige Freiheiten mehr, als Deine Geschwister. 2 Schwestern, 2 Brüder, alle jünger als Du. Sie waren Dir genauso fremd, wie Deine Eltern. Es gab kein familiäres Band. Jeder für sich, existierte. Deine Welt war ein Holzbett, der Oberteil eines Stockbettes. Darin hast Du schon Jahre zuvor Deine einsamen Nächte verbracht. Auch Polster und Decke haben sich nicht geändert. Durchtränkt von etlichen Litern mit Angstschweiß. Hast Du auch ins Bett gemacht, wie Deine Geschwister? Du hast mir einmal erzählt, dass Du lieber auf den Nachttopf gegangen bist, als aufs Klo. Die Gefahr, dass Dein Vater wieder aufgewacht wäre, war zu groß. Hast Du noch ein paar von den Dingen, die neben Deinem Polster im Bett standen und lagen? Auf einem Foto sehe ich da einen kleinen Kassettenrecorder, einen orangefarbenen Stoffhund mit braunen Ohren (ist der nicht aus einem Geschäft hier in Floridsdorf?), was war da noch? Sicherlich auch Stift und Papier. Geschrieben hast Du ja schon damals. Und wenn es nur dutzende Seiten an Hausübungen waren. Hast Du noch den Kurzkrimi? Der war ja sehr unterhaltsam. Inspiriert durch Deine Ferialpraktikantenstelle im „Konsum“. Ein Monat Schuhe verkaufen, Ladendiebe beobachten und minderwertige Regenschirme an alte Menschen verkaufen. Wie hast Du das überstanden, als schüchternes junges Ding? Absolut kein Selbstvertrauen, keinerlei Erfahrung im Umgang mit Menschen. Das muss ja furchtbar gewesen sein. Wahrscheinlich warst Du froh, wenn Du die Mittagspause bei Deiner Oma in der Betriebskantine verbringen konntest. Dort waren zwar vorwiegend Männer in schmutziger Arbeitskleidung, aber alle waren sehr nett zu Dir. Oft gab es kleine Geschenke. Ein Stück Sachertorte, ein Bierstangerl, Mannerschnitten oder sogar ein wenig Geld. Dein erstes selbstverdientes Geld war das damals. Und nicht wenig, für die damalige Zeit. Hast Du Dir nicht ein sehr teures Fahrrad gekauft?

Der vorhin erwähnte Kassettenradio erinnert mich daran, dass Du viel Musik gehört hast. Und die damals aufgenommenen Tondokumente gibt es heute noch auf über hundert Musikcassetten. Samt den Reinsprechern der Moderatoren. Gut, dass Dein Vater nie dahinter gekommen ist, dass Du seine Cassetten genommen hast, er hätte Dich wohl zu Tode geprügelt. Oft bist Du nur knapp entkommen. Ich denke, den Sturz aus dem 6.Stock auf Beton hättest Du wohl nicht überlebt. Die neue Wohnung mit viel mehr Platz und Bad mit Wanne, war doch irgendwie Hoffnung auf ruhigere Tage und Nächte. Doch es hat sich keineswegs was geändert. Abgesehen davon, dass Oma nicht mehr da war und sie keine Schläge mehr bekam. Das Zimmer hast Du mit Deinen beiden Schwestern geteilt. Die Buben hatten auch einen Raum für sich. Wobei ein Bruder von Dir, nach wie vor, meist bei der Oma war. Das Badezimmer konnte man abschließen. Aber eigentlich war es verboten. Und falls Du es dennoch gewagt hast, konnte es Dein Vater mit einem dafür vorgesehenen Schlüssel öffnen. Verbote waren ohnehin Dein Alltag. Du wusstest vorwiegend, was Du NICHT tun durftest. Auch wenn Dir Dein Inneres oft das Gegenteil flüsterte. Du hast es kaum gehört. Die Schreie Deines Vaters waren lauter als alles andere. Sie übertönten Diene ganze Persönlichkeit und machten Dich klein. Obwohl Du ja damals schon mit Deinen 16 Jahren 172 cm groß warst. Sehr schlank, wunderschöne dichte Haare und lange Beine. Die Kleidung, die Du getragen hast, war nicht immer Deine eigene. Es gab da die Cousine, die ein Jahr älter war als Du. Von ihr kam das eine oder andere Stück. Hattest Du damals eigentlich schon Schminkzeug? Ich denke, Du wusstest nicht wofür all die Dinge waren. Abgesehen davon, dass der Besitz davon streng verboten war. 

Was hast Du getan, wenn Du nach der Schule nach Hause kamst? Sicherlich die gesamte Wohnung aufgeräumt. Vielleicht manchmal einen Kuchen gebacken. Freunde durftest Du niemals in die Wohnung lassen. Streng verboten! Und falls Du es doch das eine oder andere Mal gewagt hast, musstest Du jegliche verdächtige Spuren verschwinden lassen. Selbst den Fernseher, der im Wohnschlafzimmer Deiner Eltern stand, hast Du nicht benutzt. Er hätte es gewusst, dass Du ihn verwendet hast. 

Du hast mir doch einmal die Geschichte mit der Schallplatte erzählt. Der Nachmittag an dem Du mehrfach die Verbote Deines Vaters nicht befolgt hast. Die alten Singles waren interessant für Dich, und Du wolltest sie Deiner Schulfreundin vorspielen. „Spiel mir das Lied vom Tod“ (Ennio Morricone). Einen passenderer Soundtrack hätte der beste Regisseur nicht wählen können, für diese Szenerie. Es gab bestimmte Uhrzeiten, da war klar, heute kommt Dein Vater sicher wieder voll besoffen nach Hause. Du konntest von Deinem Fenster aus, auf die Straße sehen, wo er parkte. Er stellte das Auto immer auf denselben Platz. Wenn der Wagen dann schon da stand, wusstest Du, es ist höchste Zeit. Entweder die Spuren Deiner Übertretungen verschwinden lassen, oder Du bist verschwunden. Zu Deiner Oma oder Tante geflohen. Das Wichtigste zusammen gepackt und weg. Aber nicht mit dem Aufzug runter fahren. Du könntest ihm ja noch begegnen. Erst, wenn Du im Bus gesessen bist, warst Du ein wenig erleichtert. Gut, dass es damals noch kein Handy gab. Und gut, dass Dein Vater äußerst selten bei Deiner Oma auftauchte. Er wäre dazu gar nicht mehr in der Lage gewesen. So besoffen kann man einfach nicht mehr ins Auto steigen. Abgesehen davon, war er oft auch so müde, dass er sich nur mehr ins Bett legte und laut schnarchte. Die gesamte Wohnung stank nach Alkohol und Wirtshaus. Ein vertrauter, aber mit Ekel behafteter Geruch. 

Warum hast Du dennoch schon damals des Öfteren Alkohol getrunken? Wenn Du vor oder nach der Berufsschule in seltsamen Lokalen warst? Vielleicht wusstest Du schon damals, dass Saufen und Genießen einen Unterschied macht. Doch vorwiegend hast Du Brutalität im Zusammenhang mit Alkohol erlebt. Du hast aber auch gemerkt, dass auch nüchtern Dein Vater Dir nicht nah war. Wenn ich mich mit Dir beschäftige, erkenne ich wenige bis gar keine Gemeinsamkeiten mit diesem Mann. Niemand in Deiner Familie, auch Deine Oma nicht, konnte Dir beantworten, ob es jemals einen anderen Papa gegeben hat. Manche Fotos oder Super 8 – Filme scheinen es zu zeigen, aber gefühlt hast Du sie nie, die Liebe.

Was hat Dich überleben lassen? Wohl Deine Unabhängigkeit und vielleicht auch das Gefühl, dass Du in Deinem damaligen Zuhause nicht Daheim warst. 
Niemand hat Dir gesagt, dass es nicht richtig ist, was sich da Tag für Tag abspielt. Du gingst davon aus, dass es überall so zugeht. Deine Verschlossenheit war Dein Schutzmantel. Reden war ohnehin, vorwiegend ein Tabu. Es durfte ja nichts von dem, was da geschah nach außen dringen. Die wenigen Schreie von Dir, der Lärm, das Toben Deines Vaters wurde in all den Jahren von den Nachbarn überhört. 

Wen interessiert schon, was da nebenan geschieht.

Hoffe, Du bleibst mit mir weiter in Kontakt, Du Mädchen aus der Vergangenheit.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Traum


Mo.21.Oktober 2013

Tears & Dreams
11.09.2005 - 04.11.2013
44 x 30 cm
Feder auf Papier



Traum der vergangenen Nacht, soweit ich mich erinnere:


Komme ziemlich erschöpft in ein Lokal. Abgehetzt betrete ich ein ein Hinterzimmer. Schwitzend falle ich in einen der freien Sessel. An den zusammen geschobenen Tischen, sitzen schon einige Leute. Es scheint ein Treffen zu sein. Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Schaue mich kurz um, drehe meinen schweren Kopf nach links. Ich sehe nur ein paar Sekunden in die braunen Augen, eines wirklich attraktiven Mannes. Dann lege ich meinen Kopf auf die Tischplatte. Der Mensch neben mir ist erschrocken und rückt mit seinem Sessel nach hinten an die Wand. So ist die Sicht zu dem schönen Mann frei. Weitere Augenblicke, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, starre ich ihn an. 

Unvermittelt springe ich hoch und laufe aus dem Raum. Suche verzweifelt ein Klo. Da entdecke ich eine weiße Türe mit einem Frauenpiktogramm. Ich stürze hinein.
Rasch knöpfe ich mit zittrigen Händen meine Hose auf. Der Druck ist groß. Völlig hektisch, reiße ich meine Hose runter und setze mich erleichtert auf den kalten Toilettensitz.

Erst jetzt blicke ich mich um. Links von mir ist ein Fenster, vor mir zwei kleine Waschbecken. Alles sauber und sehr modern. Während ich meine Blase entleere, habe ich den Eindruck, als würde sich das Draußen, hinter der Glasscheibe, bewegen. Ein Bahnhof entfernt sich immer weiter aus meinem Blickfeld. 

Völlig irritiert reiße ich ein paar Blätter Papier von der Rolle. Als ich mich erhebe, komme ich kurz ins Wanken. Erst jetzt wird mir klar, dass ich offensichtlich in einem Zug bin. 

Ich will aussteigen. Rasch ziehe ich mich an und öffne die Türe. Zwischen den sitzenden Fahrgästen, laufe ich durch den Gang des Waggons. 
Kurz halte ich inne, halte mich verkrampft an einer Sitzlehne fest, schließe die Augen. Einen Moment sehen mich wieder diese leuchtenden braunen Augen des Mannes aus dem Lokal an. 

Der Zug beschleunigt immer mehr. Meine Beine werden schwer, ich stolpere und falle zu Boden. 

Das Geräusch vom Aufprall meines Körpers, hat mich aufgeweckt.

Ich frage mich, wer diese traumhaften Augen waren.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Wie geht es Dir?


Wie geht es Dir? 
Pastellkreide + Feder auf Papier
WiegehtesDir?
17.11.2013
44 x 29,5 cm
Acryl + Pastellkreide + Feder auf Papier

Was machst Du so? 
Diese beiden Fragen kann ich nur sehr schwer beantworten.
Doch, es gibt darauf zwei kurze Antworten: 
Mir geht es schlecht.
Ich tue, so gut wie nichts.
Zumindest nichts, was der Allgemeinheit zuträglich sein könnte.


Hunderte Bilder, die ich gemalt habe und noch weiter produzieren werde, stapeln sich bei mir. Sie werden getauft, beschriftet, signiert und in einer Liste katalogisiert. Achja, fotografiert werden sich auch noch von mir. Noch lange nicht alle Malereien haben diese Prozedur überstanden. 

Einige meiner Farbkompositionen dürfen schon die Freiheit genießen. Sie schmücken fremde Wände und erfreuen , so hoffe ich, ihre neuen Besitzer. 
Viele Künstler malen ihre Werke auf einer Staffel. Einige legen ihre Leinwände auf den Boden. Und wahrscheinlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, ein Bild entstehen zu lassen. 
Ich bevorzuge es, alle Malereien auf meinem Schoß entstehen zu lassen. Sämtliche Farben, Pinsel, Tücher, Rollen, Spachteln und andere Malutensilien liegen griffbereit auf meinem Sofa. Immerwährend umrahmt von meinen Kisterln, vollbepackt mit dutzenden Farben. Sie vermitteln mir Geborgenheit, ähnlich der üblichen Kuschelpolster, die sich oft auf anderen Sofas liegen. 
Die bunten Tuben bewachen mich, wie kleine Bodyguards. Sie stecken leuchtend tapfer mein Revier ab. Kleine Kinder besitzen ihre Kuscheltiere. Ich habe meine farbigen Fläschchen. Aus ihnen kann ich jederzeit, Neues entstehen lassen. Wenn ich mir eine blanke Leinwand auf meine angewinkelten Beine lehne. Eventuell eine Skizze mit Rötel- oder Bleistift mache. Dann stehen sie bereit, die Tuben. Jede einzelne Farbe lacht mich an und sagt:"Nimm mich!" Wenn ich dann die Wahl getroffen habe, wird die Tube noch kurz durchgeschüttelt. Das macht Spaß. Anschließend wird der Tube das Köpfchen verdreht und der Deckel runter geschraubt. Und freudig spuckt sie mir ihren flüssigen Inhalt entgegen. Fröhlich und aromatisch duftend rinnt die Farbe auf die Palette oder landet gleich auf der Leinwand. Bis zum letzten Tropfen benütze ich die cremige Paste. Zu wertvoll, um sie ungenutzt vertrocknen zu lassen. Stolz strahlen die Farben von der Leinwand. Die Tuben stehen da, und können kaum den Moment erwarten, auch dran zu kommen. 
Bis dahin beschützen sie mich. 
Sie fragen mich nicht, wie es mir geht. Sie sind einfach da und animieren mich , was zu tun.

Montag, 14. Oktober 2013

Alltagskost

Donnerstag, 26.09.2013

Pullout
27.08.2013
20 x 20 cm
Acryl + Marker auf Leinwand


Abbauen der negativen und schmerzenden Energien beim "Mann". Auch wenn es finanziell ja eigentlich nicht möglich ist. Dennoch, es treibt mich hier her. Wohl auch deswegen, um mir das Gefühl zu vermitteln, es geht ja doch. Ich will darauf nicht verzichten. Es ist mehr als nur Kaffee trinken und eventuell ein Stück Mehlspeise essen. Ein Ritual der Selbsttäuschung. Das Vorgaukeln von notwendigen Luxus. Auch die Tatsache in diesem öffentlichen Raum besser schreiben zu können. Vielleicht im Unterbewusstsein auch der kleine Wunsch, nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Auch wenn ich den offensiven Kontakt zu Menschen hochgradig vermeide. Abgesehen von meiner Unsicherheit, kristallisiert sich hier immer mehr eine ganz spezielle Angst heraus. Ich bemerke immer wieder, nach und während der kurzen persönlichen Gespräche die ich führe, dass ich einfach zu viel Negatives zu erzählen habe. Das führt zwangsläufig dazu, dass ich sehr traurig werde und sehr oft weinen muss. Das ertragen die "anderen", aber vor allem ich auf Dauer nicht. Auch wenn ich mich extrem diszipliniert verhalten möchte, gelingt es mir kaum. Unabhängig davon, ob es nun die angedachte Erwartungshaltung gibt, oder nicht. Ich denke selbst, wenn mein Gegenüber Verständnis zeigen würde, es entspricht nicht meiner Person. Traurige, feuchte Augen in Kombination mit einem aufgesetzten, herbei gezwungenem Lächeln, das kann ich einfach nicht. Wahrscheinlich würde der Großteil der Menschen nicht bemerken, oder es anders interpretieren. Vielleicht auch nicht. 
Vielleicht gibt es eine andere, für mich passende Strategie. Was weiß ich? Vielleicht spielt es ja auch gar nicht diese große Rolle, die ich darin vermute. Es ist wohl ein ganz persönliches Problem, welches ich zu lösen habe, denke ich. Eigentlich dachte ich immer, ich könnte meiner Intuition folgen. Aber die ist wohl phasenweise "Außer Betrieb". Sie wird durch innerliche starre Ratlosigkeit und Hilflosigkeit ersetzt.
Das führt mir immer wieder mein krankes Hirn vor Augen. Dieses überlebenswichtige Organ, dass ich täglich mit Informationen unteschiedlicher Art füttere.
Ein paar Filter habe ich vorwiegend gegen die negativen Geschehnisse aktiviert. In diesem Netz werden alle besonders angstbesetzten Themen aufgefangen. Dort lagern sie in einem Depot. Dieses Magazin ist enorm befüllt. Kaum noch Platz, für jeglichen zusätzlichen Müll. Doch wohin damit?
Hier scheint ein Vergleich mit Giftmüll passend. Vergraben, wegschaffen, ins Meer schütten. Aber eines Tages, treibt es den Dreck nach oben. Nur weil dieser Mist aus dem Blickfeld ist, ist er ja nicht verschwunden. Betrug, Trick oder Überlebenstaktik des Menschen?
Es gibt keine authentische Realität. Der Schein hilft dem (Da)Sein der Menschen zu überleben. Sonst würde das Alles wohl nicht wirklich funktionieren. Das zwangsläufige Wegschalten von negativen und unangenehmen Dingen hilft in gewisser Hinsicht zum existieren der Welt.
Akzeptanz, Ignoranz, Verdrängung, Unwissen und die eine andere Zutat ergeben in Summe unser Überlebenselexier. Welches wir zum Weitermachen benötigen. Es ist anscheinend diese Substanz, die nur sehr minimal in mir fließt.

Freitag, 11. Oktober 2013

Schuldig !

SCHULDIG !


Ich klage mich in folgenden Punkten an:

Ich habe es zugelassen, mich 18 Jahre von meinem Vater schlagen und missbrauchen zu lassen. (1962-1980)

Ich habe mich anschließend weitere 16 Jahre der seelischen Gewalt, in meiner Ehe ausgesetzt. Als Höhe- und Schlusspunkt dieses psychischen Terrors, habe ich mich fast umbringen lassen. (1981-1997)

Ich hatte kurz darauf die Chuzpe, einen besser bezahlten Job zu verlangen. Diese Unverschämtheit bezahlte ich mit Beschimpfungen und Arbeitsverlust. (1998)

Ich habe es gewagt, nach 34 Jahren endlich die Freiheit einfordern zu wollen. Diese Frechheit kostete mich jede Menge Unverständnis und den Verlust von Freunden.

Doch das Dreisteste, was ich wohl mein ganzes Leben getan habe, war wohl der Versuch,  immer ehrlich und nett zu Menschen zu sein. Ich dachte, dadurch kann ich doch nichts Unrechtes tun, in meinem Leben. Ich habe immer die Karten auf den Tisch gelegt. Es waren wohl die Falschen. Die Atouts waren nur äußerst selten dabei. Pech gehabt, ich habe zu viel Übermut und Risiko in das Lebensspiel gesteckt. 

Ich übernehme voll und ganz die Verantwortlichkeit für all die begangenen Taten. Schuldig im Sinne meiner eigenen Anklage. Verurteilt zu weiteren 50 Jahren auf dieser Erde.
Ich werde weitere Straftaten gegen mich begehen. Mich meinem Glauben an das Gute im Menschen hingeben. Die Anderen immer zuerst dran kommen lassen, mich hinten anstellen. Mich wort- und tatenlos umdrehen. 

Ich werde weiterhin meine naiven und dilettantischen Bilder malen, welche aus meiner tiefsten inneren Seelenhöhle kriechen.  Ich bin verdammt dazu, dies zu tun. Diese Farbenkonstruktionen auf leeren weißen Flächen sind mein Gefängnis. Diese Malzelle beschützt mich und den Rest der Welt vor meinen Straftaten. 

Jeder ist seines Glückes Schmied. 

Der Niemand ist an allem schuld.

Der Niemand, bin ich, ich übernehme die volle Verantwortung für mein Leben, und das was da noch kommen möchte. 

Es ist auch Ehrensache, dass ich selbstverständlich auch zu allen meinen finanziellen SchuldEn stehe. Ich habe diese aus reinem Egoismus wachsen lassen. Lieber 35 Jahre arbeiten, für wenig Geld als Garnichts für die Gesellschaft und Allgemeinheit tun. Keine Frage, dass ich am Beginn des Monates alle meine Rechnungen begleiche, selbst wenn dann kein Geld zum Leben übrigbleibt.

Natürlich trage ich auch Schuld an meiner Krankheit. Sie ist wiederum schuld daran, dass ich mich schuldig fühle. Nein, völlig falsch! Ich bin schuld, niemand anderer. Die Schmerzen und Qualen sind zu Recht und ich habe sie verdient. 

Katzen ziehen sich zurück, wenn es ihnen schlecht geht. Wahrscheinlich schämen sie sich, so wie ich.

Eine zusätzliche Strafe erlege ich mir, aber vor allem für meine alleinerziehende Tätigkeit als Mutter auf. Der Glaube an die Familie und Zusammenhalt hat mich dazu gezwungen. 

Eine EntSchuldigung erbitte ich an die Menschen, die ich übersehen und überhört habe.

Nachtrag: Ich werde wohl, das eine oder andere Delikt in meiner Vita verdrängt haben. 

Man möge dies, jedoch nicht als Schuldminderung betrachten.