Donnerstag, 25. Oktober 2018

Kunst ist Leben. Leben ist Kunst (9)

WertLos

Wie in meinem letzten Beitrag  dieser Reihe,  schon erwähnt, gibt es einige malende Künstler, deren Bilder mich besonders faszinieren. Weshalb mich diese Gemälde so beeindrucken, kann ich gar nicht so genau sagen. Es geht eine starke Anziehungskraft von diesen Bildern aus. Manchmal sind es die Farben. Ein anderes Mal, die Szenerie. Es kann auch ein offensichtlich sehr simples Bild zu sein. Solche, wo man denkt: „Das kann ich auch malen.“ Weit gefehlt, diese sehen lediglich einfach aus.
Einige Gemälde von meinen Lieblingsmaler konnte ich schon im Museum bewundern. Wenn ich dem Original Werk dann gegenüber stehe, kleben meine Augen ewige Zeiten an den Farben, Formen und dem was ich da entdecke. Völlig verzaubert werde ich von dem Werk in den Bann gezogen. Ich stelle mir vor, ich wäre beim Malprozess dabei gewesen. Sehe dem Künstler zu, wie er die Farben mischt und auf die Leinwand bringt. Atme tief den Geruch des Ateliers ein und nehme mir ein wenig von dem Flair mit.
Im Juni 2003 besuchte ich mit Freunden eine ganz besondere Ausstellung. Sie fand auf dem Gelände des Landeskrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie in Gugging, welches 1885 gegründet wurde, statt. Ein Ort mit Geschichte. Ein Ort an dem ich schon beim Betreten der historischen Gemäuer die Vergangenheit zu spüren glaubte. Es fühlte sich ähnlich an, wie damals 2001 auf der Baumgartner Höhe.
Eine demütige, andachtsvolle und befreiende Stimmung überkam mich. Als würde ich an meinem Ziel sein, so als sei ich gelandet und angekommen, dort  wo ich immer schon sein wollte.
Es war ein Event mit bunten Canapés und Sekt. Viele elegant gekleidete Gäste spazierten durch die Räumlichkeiten. Ich konnte es nicht erwarten, endlich die ersten Bilder zu betrachten. Da war nun dieser große Raum, mit dutzenden dieser Werke, die ich schon im Internet bewundert hatte. Bei jeden Einzelnen blieb ich stehen und begutachtete es mit Leidenschaft.
In einem sehr hohen Raum stand ein prallgefülltes Regal mit Büchern. In den Fächern logierten eine Unzahl an dicken Katalogen und Kunstbildbänden.  Ich schnappte mir einen der dicken Wälzer. Gemütliche Sitzbänke mit geräumigen Tischen standen einladend in der Mitte des Raumes. Noch bevor ich so richtig Platz nehmen konnte, schlug ich bereits die ersten Seiten auf. Um mich schien es immer leiser zu werden, so vertieft war ich in diesem Katalog. Bestückt mit hunderten Zeichnungen, Malereien und Werken. Allesamt von Künstlern aus Gugging. Las interessiert einige Textpassagen und wanderte mit den Augen verzückt von einem Bild zum anderen. Und da war wieder eines dieser Werke, wovon so eine besondere Faszination ausging. Sehr lange verharrte ich auf dieser einen Seite. Las auch hier die Information. Wahnsinn! Dieses Bild wurde schon einmal in den USA ausgestellt.
So vertieft, bemerkte ich nicht, dass mir gegenüber ein etwas seltsam anmutender Mann saß und mich schon einige Zeit beobachtete. Plötzlich griff eine Hand von gegenüber auf meine aufgeschlagene Buchseite. „Das ist mein Bild!“, ein wenig nuschelnd, jedoch stolz meinte der Mann. Ich sah erstaunt auf und lächelte ihn an. Abermals sagte er:„Das ist mein Bild!“  „Einfach wunderschön“, sagte ich zu ihm. Er nickte zustimmend ohne mich an zusehen. Kurz schob ich das Buch in seine Richtung. Ich wollte wissen, welche Bilder noch von ihm gemalt waren.
Da näherte sich ein kräftiger Mann mit blauem Oberhemd und tippte meinem Gegenüber auf die Schulter. „Kommen Sie Herr…., wir müssen jetzt Medikamente nehmen!“
Völlig baff sah ich den Beiden nach. Jetzt habe ich doch tatsächlich einen wahrhaftigen berühmten Maler kennengelernt. Kurz aber nachhaltig. Bis heute habe ich diesen besonderen Moment nicht vergessen. Aber leider habe ich den Namen vergessen. Trotz meiner Recherchen in meinen Kalendern, meinem Tagebuch und auch im Internet konnte ich nicht heraus finden, welches dieser bezauberten Künstler es tatsächlich war.
Egal, welcher auch immer, es war ein magisches Treffen.
Wohl eine innere Berührung von zwei ver-rückten kreativen Seelen.
Das sind die Meister von Gugging: 
Mitte der 1970er Jahre regte der damalige Direktor Alois Marksteiner umfassende und maßgebende Psychiatriereformen an. Seinem Engagement war auch die Einrichtung des Künstler-Pavillons 1981 zu verdanken.
2007 wurde die Landesnervenklinik Gugging aufgelöst. Auf ihrem Gelände sind heute das Art/Brut Center Gugging und das Institute of Science and Technology Austria ansässig.
(verfasst am 14.03.2015 ©Bluesanne)

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