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Blue-Position
(eine fotografische Spielerei)
Weihnachten
war und ist für mich immer ein besonderes Fest. Selbst in meiner desaströsen
Ehe, wo ich die unmöglichsten Geschenke von meinem damaligen Mann unter den
Christbaum gelegt bekommen habe. Doch das Strahlen in den Augen meines Sohnes
konnte all dies vergessen lassen.
Sogar
die Weihnachtsabende in meiner Kindheit hatten einen kleinen Hauch an
Feierlichkeit. Auch wenn es oft so war, dass es nicht am 24.Dezember zur Bescherung kam. Da
mein Vater so besoffen Heim kam, die Wohnung wieder einmal zertrümmerte, den
Christbaum aus dem sechsten Stock in den Hof warf und wir natürlich verprügelt
wurden. Folgedessen wurde das Fest auf den 25. oder gar auf den 26.Dezember
verschoben. Eine seltsame heile Welt, die sich mir darbot. Mein Vater saß mit
Restalkohol im Bademantel auf seinem Sofa, meine Mutter schwitze in der Küche
und wir Kinder verkrochen uns in den Zimmern. Wenn dann das Glöckchen bimmelte,
trotteten wir brav und artig in den Raum, wo dann der strahlende Christbaum
stand. Und tatsächlich gab es immer Geschenke. Ich weiß bis heute nicht wie
meine Mutter das geschafft hat. Sie saß dann völlig erschöpft, oft mit einem
blauen Auge und verschwollenen Gesicht ebenfalls auf einem anderen Sofa im
Zimmer. Tränen habe ich nie ausmachen können. Wir Fünf, wollten einfach nur
Kinder sein, doch niemand traute sich irgendwie seine Freude zeigen. Es hätte
ja wieder die nächsten Prügel von meinem Vater provozieren können. Die
Schmerzen vom Vortag reichten vollkommen.
Seitdem
ich von diesem Dilemma Abschied genommen habe, bemühe ich mich diesen
Abend mit meinem Sohn einfach und friedlich zu begehen. Egal, ob es nun
Geschenke gibt, oder nicht. Wir genießen gemeinsam die Ruhe und das
Beisammensein. Vor allem ist uns das ritualisierte Speisen zusammen sehr
wichtig.
Das
hatten wir auch an jenen besagten Heiligen Abend ausreichend getan. Doch mein
Sohn wollte danach bei seinem Freund übernachten und die Weihnachtsgeschenke
gemeinsam ausprobieren. Ein wenig zögerlich stimmte ich zu, da dessen Mama auch
nichts dagegen hatte. Sie meinte nur:“Mach Dir noch einen schönen Abend!“
Was
macht man als Frau alleine am Heiligen Abend? In all den Lokalen, unter all den
meist angetrunkenen und überdimensional fröhlichen Leuten, die man nicht kennt,
und auch nicht kennen lernen will. Sich aber dennoch, die Sehnsucht nach Nähe
und Zärtlichkeit einstellt.
Dieses
eintönige Anbahnungsritual das lästige Vorgeplänkel auf den unbequemen
Barhockern. Langweilig und oft zum davonrennen. „Was trinkst denn schöne Lady?“
„Was, Kaffee? Trink was Gescheites!“ Irgendwann habe ich den charmanten
Anquatschern erzählt, dass ich Feldforschungen für mein Buch betreibe, und
dabei nüchtern bleiben muss. Die Ausrede mit dem Autofahren gilt ja nicht.
Abgesehen von all diesen ermüdenden Smalltalks an den Theken des Nachtlebens,
hatte ich ja nie die Garantie, wirklich jemand passenden, zumindest für ein
paar Stunden zu finden. Der gesamte Aufwand mit Aufbrezzeln, Hinfahren,
Hinhocken, Warten, Plaudern um dann wieder alleine Heimzufahren wurde mir zu
mühsam. Das ganze Brimborium um dann endlich abzuklären:“Zu Dir oder zu Mir?“
war mir im Laufe der vergangenen Jahre einfach zu blöd geworden.
Durch
einen Zufall ergab es sich, dass ich irgendwann mal in einem Swingerclub
landete. Dies war für solche Abende und Nächte der richtige Ort für mich.
Zumindest dieser Club. Ein relativ kleines unscheinbares Lokal im Keller. Die
Betreiber, ein Ehepaar die allerherzlichsten Gastgeber und Menschen.
Also
machte ich mich an diesen Heiligen
Abend auf,
zu ein paar warmen Stunden. Ein großes altes Haustor mit Sprechanlage. Im
Dunklen kann ich kaum die Aufschrift entziffern und nur Kenner wissen wo man
anläuten muss. Die Tür wird wortlos geöffnet. Ich gehe durch einen dunklen
Gang, entlang kalter Wände mit alten schwarzen und weißen Kacheln, bis zu einer
Doppelschwingtüre. So leise, wie ich nur kann, stöckle ich durch diese hindurch
und lande in einem noch finsteren Hinterhof. Hier stehen Mistkübel und eine
alte Klopfstange. Ein paar Lichter aus den Fenstern des Hauses, spenden gerade
so viel Licht, dass ich mich nicht in der Nacht verlier. Oft frage ich mich, ob
einige der Bewohner hinter ihren Vorhängen in den Hof lugen und die eintrudelten
Gäste beobachten. Was das wohl für Menschen sind, die da ein und aus gehen? Ein
paar Schritte geradeaus und dann links zu einem Stiegenabgang. Hier war wieder
eine Klingel angebracht, an der ich kurz drücke. Wenn sich die Tür öffnet,
schaltet sich eine kleine Lampe ein. Nun steige ich hinab in den Pfuhl der
Unanständigkeiten.
Die
Besitzerin begrüßt mich mit einer warmen und herzlichen Umarmung. Ich bekomme
ein Handtuch und einen Schlüssel in die Hand gedrückt. Die Kälte, die ich von
draußen mit gebracht habe verflüchtigt sich in kürzester Zeit. Wohlige Wärme
prallt auf meine eisigen Wangen und färben sich alsbald rot. Ich nehme meinen
kleinen goldenen Schlüssel, an dem ein rundes Plättchen hängt. Darauf ist die
Nummer 6 eingeprägt. Das passende Kästchen, so wie man sie auch in
Schwimmbädern findet, ist hinten in der Ecke. Darin ist ausreichend Platz um
die Kleidung, Schuhe und Tasche unter zubringen. Kaum war ich in der Garderobe,
da waren auch schon die ersten neugierigen Männer an der Tür um zu sehen, wer da
gekommen ist. Es gibt keine getrennten Räumlichkeiten zum an und ausziehen für
Männlein und Weiblein. Das ist wohl für den Erstbesucher schon eine kleine
Herausforderung. Scham ist unangebracht.
Heute
war es besonders voll. Kaum ein freies Plätzchen. Im Hinterzimmer, neben dem
Barraum ist heute ein opulentes Weihnachtsbuffet angerichtet. Hier drängeln
sich schon ein paar knackige Männerärsche. Ich lehne mich an die Bar und der
kleine quirlige Besitzer mit ewig guter Laune küsst charmant meine Hand. „Was trinkst
Du Schätzchen?“ „Na wenn hier schon die Kekse gestapelt sind, einen Kaffee,
bittschön!“ Ein weiterer, langjähriger Mitarbeiter bedient die Stereoanlage.
Fröhliche Tanzmusik für Alle. Aus den anliegenden Räumlichkeiten höre ich ab
und an lautes Stöhnen. Viele Damen sind heute hier, vorwiegend mit ihren
Begleitern. Alle sehen sie wunderbar aus. Abgesehen von Dessous, Strapsen,
Nylons und Heels sind einige mit Weihnachtsschmuck glänzend dekoriert. Die
Herren der Schöpfung rennen meist mit Handtuch um ihre Bäuche gewickelt herum.
Doch heute gibt es auch hier ein paar dekorative Ausnahmen.
Der
Schnürlvorhang bewegt sich leicht, neue Gäste treffen ein. Ein großes Hallo, in
der Garderobe. Das Pärchen ist vollbepackt mit riesigen Tupperbehältnissen.
Darunter verbergen sich weitere Kilos Weihnachtsbäckerei. Ich muss schmunzeln,
weil ich es so skurril finde, dieses Bild mit den Beiden. Die mit Kleidung
sicherlich wie ein unscheinbares Paar aus der Nachbarschaft aussehen, in der
Hand das Plastikgeschirr. Als würden sie gerade auf eine Jause zu den Eltern
gehen.
Ein junger fescher Kerl mit Rentierleuchtgeweih spendiert mir ein
Glas Wein. Dankend proste ich ihm zu. Steve Wonder telefoniert musikalisch und der
gutduftende junge Mann fordert mich zum Tanzen auf. Mit wenig auf der Haut, ein
wunderbares Gefühl. Andere Pärchen gesellen sich dazu. Der kleine Raum ist
brechend voll. Richtig heiß hier. Die Besitzerin lüftet kurz indem sie die Türe
in den Hof raus öffnet. Nach ein paar flotten Schritten auf den Teppich, wo
sicherlich schon Dutzende Menschen Sex hatten, wird die Musik ein wenig
kuscheliger. Einige Paare verschwinden diskret in den unterschiedlichen Räumen.
Auch ich habe an diesem Abend einen passenden Erotikpartner gefunden.
Braucht
es für Erotik und sexuelle Bedürfnisse befriedigen, Intelligenz? Nur wenn man
ein zufriedenstellendes Gespräch führen möchte. Und das findet hier im
Swingerclub nicht wirklich oft statt. Aber man weiß ja, man geht ja nicht hin
um philosophisch wertvolle Unterhaltungen zu führen. Abgesehen davon, hier
verstand man sich oft, auch ohne viele Worte. Ich hatte Glück an diesen Heiligen Abend.
Mein männlicher Körperwärmer war unterhaltsam aber auch nicht zu gesprächig. Die
richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt. Und das auch während des Sexspiels.
Für
eine kurze Weile bin ich nicht alleine nicht einsam. Ich habe hier Musik, nette
Menschen, feines Essen, eine liebevoll zubereiteten Kaffee, kuschelige
Räumlichkeiten und obendrauf kann ich meine sexuellen Bedürfnisse befriedigen
(lassen), wenn ich möchte. Es gibt keinen Zwang und Druck. Ja hier sind die
Menschen ein bisschen weniger gekleidet als sonst, doch es stört mich nicht.
Jeder hält sich an die Spielregeln. Falls nicht, wird er gnadenlos von den
Besitzern raus geschmissen. Kein Sex ohne Kondom, kein Sex nach einem
eindeutigen „Nein!“ Völlig besoffene und randalierende Gäste fliegen ebenso
gnadenlos.
Achja,
und es gibt da noch einen kleinen Saunaraum. Ebenso herrlich zum schwitzen um
anschließend unter der Dusche die nächsten SpielgefährtInnen zu treffen. Oder
einfach nur für ein ungezwungenes Plauscherl an der Bar. So manche Gespräche,
die ich dort geführt habe, bringen mich heute noch zum Grinsen.
Irgendwie
kamen wir damals auf das Thema Putzen. Es war echt witzig und ich habe vieles
erfahren, dass ich über die Hausarbeit noch nicht wusste. Welcher Schwamm am
besten für Fliesen geeignet ist, wie man Flecken problemlos aus dem Teppich
bekommt, wie man Gläser zum strahlen bringt und viele andere wertvolle Tipps.
Zwischendurch ein Quickie oder andere flotte erotische Spielchen. Wieder zurück
an der Bar:“…und wo kaufst Du diese Schwämme?“
An
einem anderen Abend, wo nicht allzu viele Menschen dort waren: Ich machte es
mir auf einem Sofa bequem, legte meine Beine auf den Hocker und sah mir „Monk“
im Fernsehen an. Es muss wohl sehr entspannend gewesen sein, weil ich nämlich
eingeschlafen bin. Fast den kompletten Abend im Swingerclub verschlafen. Ohne
Sex und ohne viele Gespräche. Dennoch für mich kein verlorener Abend. Das
Besitzerpärchen weckte mich sanft und verabschiedete mich mit einem Kaffee und
einer innig warmen Umarmung.
Ich
habe alle diese nächtlichen Ausflüge in positiver und angenehmer Erinnerung.
Speziell diesen Heiligen
Abend. Nicht viel anders als im vertrauten Familien oder Freundeskreis.
Nur das hier die Menschen tatsächlich respektvoll, herzlich und liebevoll
miteinander umgehen, auch wenn es nur wenige Stunden sind. Und auch wenn jeder
weiß, es ist nicht von Dauer, man genießt den Moment. Diese wertvollen
Augenblicke unserer Zeit, denen wir oft ewig nachlaufen.
Ein
heilbringender Abend für Seele und Körper mit weihnachtlicher friedlicher,
herzlicher, kuscheliger Wärme inklusive Liebe auf Zeit.
Wahrscheinlich
keine Lebensmodel für ewige Zeiten, doch für mich eine adäquate Alternative zu
den anonymen Bars und Lokalen mit den umständlichen Prologen für eine
ungewissen Ausgang der Nacht.
Auch
oder gerade am Heiligen
Abend.
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Sonntag, 18. Januar 2015
Heiliger Abend im Swingerclub
Akustische Ekstase – MusikErotik
Wenn man/frau schon relativ lange Single ist, wird doch schon mal von der besten Freundin nachgefragt: „Wann hattest Du das letzte Mal Sex?“ Das ist ja an sich nichts Anstößiges wahrscheinlich steckt ja lediglich eine gewisse Sorge nach dem Wohlbefinden dahinter. Mein erster Gedanke war: Ich weiß es gar nicht. Dann fiel mir aber das Rolling Stones Konzert ein.
Was, wie, wo und mit wem?
Das Vorspiel begann schon an meinem Geburtstag. Früh morgens schon stürmte ich in das Zimmer meines Sohnes. Ich wollte wissen ob er sich mit dem Bestellen von Eintrittskarten im www auskennt. Er grinste mich an, drehte den Bildschirm seines Computers in meine Richtung und sagte: „Meinst Du diese Tickets?“
Wahnsinn! Er hatte tatsächlich 2 Eintrittskarten ergattert. 82 Tage Vorfreude. Schon einmal hatte ich die Rolling Stones gesehen, doch dieses Mal war es etwas ganz Besonderes. Einerseits weil es so eine wunderbare Geburtstagsüberraschung von meinem Sohn war und zum anderen weil wir gemeinsam dorthin gingen.
In der langen Wartezeit wurde die Freude ein wenig gedämmt. Am 10.5.2014 lag ich mit einem frischgegipsten linken Bein auf dem Sofa und verfolgte den ESC (Eurovision Song Contest). Es war ein Abend voller Emotion. Nicht nur in Kopenhagen flossen die Tränen. Mein Liegegips verhinderte, dass ich durch die Wohnung sprang. Doch in mir tobte es. Sicherlich 180 bpm (Beats per minute/Schläge pro Minute) pochten. Mein Herz vollzog einen Freudentanz. Ein wohliges Gefühl, dass ich schon lange nicht gespürt hatte durchdrang meinen gesamten Körper. Irgendwas hatte sich in mir etwas verschoben. Aber das habe ich erst viel später realisiert. (Für diesen Abend gibt es auch ein paar Worte…aber das ist eine andere Geschichte, die ich möglicherweise auch einmal hier veröffentliche).
Am 16.6. war es soweit. Ich humpelte mit zwei Krücken freudig ins Praterstadion. 1962 wurden die Rolling Stones geboren, im gleichen Jahr wie ich. Unglaublich! Mein Sohn war ein regelmäßiger Besucher von Rock-Konzerten und hatte schon einige Musikfestivals miterlebt. Darum war auch er schon sehr gespannt, was die alten Herren so zu bieten hatten. Wir hatten einen idealen Platz gefunden, wo ich mich auch hin und wieder setzen konnte. Die Stimmung war bestens, das Wetter war ideal und ich war aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem Christbaum. Tusch! Start me up! Endlich! Mit dem ersten Ton war ich gleich wie von Sinnen. Ich grölte mit all den Tausenden Besuchern. Meine Krücken hämmerten im Takt mit. Ich starrte gebannt auf die überdimensionale Bühne. Keinen einzelnen Moment wollte ich versäumen. Die einzelnen Töne der Musiker flogen durch die Menschenmasse und landeten tief in mir drin. Eine geballte Ladung Energie explodierte in mir, ich warf die Krücken zur Seite. Ich sprang im Rhythmus auf und ab. Kein Schmerz, keine Traurigkeit, keine Angst, nichts von all dem habe ich in diesen Stunden gefühlt. Alles wie weg geblasen. Der Sturm aus den gigantischen Boxen hatte sich durch die Poren der Haut einen Weg zu meiner Seele gepflügt. Jede einzelne Zelle füllte sich mit neuem Leben. Wahrhaftiges Leben. Jedes einzelne Härchen an Armen, Beinen und sonstigen Stellen stand stramm und formatierte sich zu Ganzkörpergänsehaut. In meinen Adern floss frisches Lebenselixier. Ich fühlte mich gleichzeitig losgelöst und eingebettet in der Schar von Menschen rund um mich. Ich war von fröhlichen glücklich tanzenden und singenden Menschen umgeben. Nichtsdestotrotz waren es fast drei Stunden sehr intime und ekstatische Momente, die ich an diesen Abend spüren durfte. Für mich ist der Vergleich mit einem erotischen Erlebnis sehr naheliegend. Auch wenn es im Konzert zu guter Letzt "I can´t get no satisfaction"
Assoziationen mit der Musik zu Ereignissen und Gefühlsverkupplungen sind nach wie vor ein Thema für mich. Ohne Musik, geht kaum etwas. Hier finden oft Klänge und Gefühle zu einander. Oder umgekehrt. Ein Wechselspiel, ein Austausch, Metamorphosen, Reaktionen, Aktionen und auch Symbiosen finden statt. Akustische Phasen der unterschiedlichsten Stile passieren. Disco und elektronische Töne, mit starkbetonten Beat. Klare und eindeutige Takte und Rhythmus der zum Tanzen animiert. Vermittelt Freude, Spaß und Lust am Leben.
Vor kurzen fand ich ein wunderbar treffenden Namen für meine Leidenschaft: Connaisseur.
Als Connaisseur (frz. connaître, kennen) bezeichnet man einen Kenner, insbesondere im kulinarischen und im künstlerischen Bereich. So werden etwa in der Wein-Szene die professionellen Verkoster und engagierten Amateure als Connaisseure bezeichnet. Aber auch in anderen Bereichen, so etwa bei Zigarren oder bei Kaffee, gelegentlich auch im musikalischen Bereich wird von einem Connaisseur gesprochen, wenn man damit ausdrücken will, dass sich eine Person durch jahrelange Erfahrung und besondere Hingabe einen feinen Geschmack und beste Kennerschaft erworben hat. In der Bildenden Kunst nannte man vor allem ab dem 19. Jahrhundert jene Experten Connaisseure, die ihre Fachkenntnis einem intensiven Studium der Kunst an Originalen verdankten, ihre Zuordnungen (Datierung, Identifizierung eines Künstlers oder einer Schule etc.) aber ohne wissenschaftliche Begründungen vornahmen. Ihre Methode war vielmehr intuitiv und die Autorität ihrer Aussagen beruhte allein auf ihrer Kennerschaft. (Quelle:Wikipedia)
Als vielseitig musikalisch orientierter Mensch habe ich eine enorme Auswahl an sehr unterschiedlichen Stilen. Eine stetig wachsende Sammlung an Hörerlebnissen breitet sich in meinem Wohnzimmer aus. Viele dieser Tonträger werden wahrscheinlich das Schicksal eines OneNightStands erleiden, und deshalb nur bei Erwerb gespielt. Zu diesem Zeitpunkt spielen sie eine spezielle Rolle für das akustische Wohlbefinden. Sie decken ein momentanes Bedürfnis ab. Jedoch gibt es da auch die Alben, welche die wie ein immer wieder gern gelesenes Buch, im Regal stehen. Auf die man in bestimmten Momenten zugreift. Oft nehme ich mir einen der vielen Tonträger (LPs, Singles, CDs usw.) intuitiv und lege sie dann in das dafür vorgesehene Gerät. Gespannt und in erwartungsvoller Stimmung lausche ich den ersten Tönen. Ich tauche ein in das Gefühl der Verführung. Charmant und betörend werde ich von den Klängen in Besitz genommen. Jeder Ton streichelt meine Seele und verwandelt sich in ein sattes Gefühl. Die einzelnen Instrumente stehen plötzlich in meinem Zimmer. Lebendige Klänge, die mich wie einen sanfter Schleier umhüllen. Ich versinke auf meinem Sofa.
Immer wieder wird mir bewusst, wie sehr mich Musik begleitet und mein Leben unterstützt, verstärkt, mich abdriften lässt. In eine völlig irreale Welt. Einer Welt, wie sie mir oft Menschen beschreiben, welche Drogen konsumieren. Habe ja vor Jahren schon mal festgestellt, dass ich irgendwie süchtig nach Genüssen bin. Pragmatisch betrachtet in vielfacher Hinsicht, die Variante, welche für mich persönlich die Erstrebenswerteste. Relativ kostengünstig, nicht wirklich die Gesundheit gefährdend, und vor allem absolut legal. Was sicherlich dabei auch eine große Rolle spielt, es bleibt trotz Schwebezustandes oder Reise irgendwo oder nirgendwo hin, das Bewusstsein für immer "on air". Mag für so manchen ein Widerspruch sein. Für mich zählt der Augenblick, welchen man auch nach vielen Jahren, abrufen kann ohne, dass er in einem Rausch ertrunken ist. Sozusagen abgesoffen im Nichts.
Mit Musik hole ich mir oft diese Momente zurück. Verfalle in Glücks oder Trauermomente. Stürze mich da rein, wie ein Klippenspringer in die wilden Fluten. Auch wenn ich unter Akrophobie (Höhenangst) leide, da überwinde ich diese Angst.
Lieder oder Songs, sind oft wie Horoskope, in welchen man plötzlich sein Leben liest. Es erscheinen dick gedruckt, als Headline alle parallelen Stellen, man fühlt sich so verstanden und denkt: "Ja, das ist so wie bei mir!" Es finden sich immer wieder Passagen, wo man sich erkennt. Zeilen, wo sich das Leben offensichtlich spiegelt, wie ein Sonnenaufgang am Morgen in einem windstillen See. Zwar vielleicht spiegelverkehrt, jedoch es ist erkennbar. Oder, ist es nur eine Sinnestäuschung?
Doch nichts ist vergleichbar mit einem Live Konzert, egal ob es nun die Rolling Stones sind oder eine Oper. Hauptsache musikalische Ekstase und mit den Noten davon fliegen.
Kunst ist Leben. Leben ist Kunst
Kunst ist...
Kunst und Kultur.
Ich denke wir begegnen diesen
beiden Bereichen täglich, wenn auch nicht immer bewusst.
Kultur (von
lateinisch cultura „Bearbeitung, Pflege, Ackerbau“) ist im weitesten Sinne
alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von
ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur.(Quelle:Wikipedia)
Das Wort Kunst
bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen,
Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst
der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter
menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt
sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen
Prozesses.(Quelle:Wikipedia)
Ein
paar Gedanken zum Bunten in meinem Leben (Die Farben sind meine Lebensretter!)
Warum ich
male? ...ist doch eigentlich gleichgültig, oder?
Doch für
Musiker, Schriftsteller, Schauspieler, Maler und vielen andere künstlerisch
tätigen Menschen, spielt der Ursprung ihres Tuns eine wesentliche Rolle. Die
Bewegung im Künstler erschafft um zu etwas zu bewegen. Der Prozess des
schöpferischen Gestaltens steht im Vordergrund. Kreative Menschen produzieren
mit ihrer gesamten Persönlichkeit und gewähren uns Einblicke in anregende
Welten. All dies passiert mit Hilfe der Sinne. Sie lassen uns nicht nur leben,
sondern erleben. Viele Schöpfungen inspirieren, bringen uns zum (nach)Denken,
berühren unsere Seele. Menschen begegnen sich in einem Lied, entdecken sich in
einer Rolle eines Schauspielers. Sehen sich erkannt in einem gemalten Bild. Das
Gefühl des Verstanden Seins entsteht. Oder es verändert gar eine
Lebenseinstellung. Ein Künstler teilt sich mit und teilt mit dem Publikum.
Eine
wunderbare Sache, diese Kreativität.
Inspiriert
durch das Leben angetrieben von Obsessionen motiviert von dem Durst nach
Kenntnissen entstehen unzählige kreative Aktionen.(©Bluesanne)
Farbe ist
aus meinem Leben nicht weg zudenken. Selbst wenn ich ein Bild mit wenigen
Farben male. Auch ein Bild, welches beim ersten Hinsehen schwarz - weiß
aussieht kann bunt sein. Die Vielfalt entsteht durch das Motiv, beim Betrachten
und vor allem in der Phantasie. Meine Bilder sind vorwiegend abstrakt. Meist
lege ich mich nicht auf ein Thema oder eine Szene fest. Aber was soll ich noch
viel darüber schreiben. Seht hin, nicht nur einmal, schaut hin, nicht nur im Vorübergehen,
fühlt es. In Jeden steckt ein Teil von mir. Jedes Bild eine Momentaufnahme mit
nachhaltiger Umarmung für die neuen Eigentümer.
Bluesanne ist
einfach einfach authentisch im Leben, wie auch in ihrer Kunst. Ihre Malerei ist
jetzt. Denn wenn wir nicht tun, leben wir morgen wie gestern. Genauso begegnen
wir ihren Bildern, die Alles zulassen und nichts ausschließen. Lebensfreude
trifft Echtheit, und uns. Eine Schaulust des Sehens beginnt. Peter M. (*1957 -
†2010)
Vielen Dank für
die Aufmerksamkeit!
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